Bei manchen Veröffentlichungen schleicht sich ja zuweilen das Gefühl ein, dass die Zeit für so manchen Musiker schlicht stehengeblieben ist - meist dann, wenn gestandene Persönlichkeiten in der Erinnerung an die großen Zeiten handgemachter Rockmusik schwelgen. Wenn dann allerdings ein 20-jähriger daherkommt, der in Sachen souligem Roots-Rock mit 70s-Touch macht, dann lässt das doch schon irgendwie aufhorchen. Hauptsächlich deswegen, weil die jungen Leute von heute ansonsten oft nicht mehr die Muße zu haben scheinen, sich durch die zunehmend ausufernde Musikhistorie zu kämpfen und lieber mit aktuellen Strömungen und Stilen hantieren. Das ist nun ein Vorwurf, den man Marcus Miller nun wirklich nicht machen kann.

Miller, der mit seiner fünfköpfigen Band im Rücken besonders als Live-Musikant von sich reden macht, scheint den Blues schon mit der Vatermilch aufgesogen zu haben (sein Vater, Marvin King, ist nämlich ein Altmeister des Genres) und nutzt diesen Effekt nun, mit seinen Musikern einen enorm organischen Mix aus Blues sowie Soul-, Southern und Country-Rock hinzulegen, der in den 70s auch nicht spielfreudiger und detailverliebter angerichtet worden wäre. Mit Unterstützung des Allman-Brothers-Gitarreros Warren Haynes als Freund, Förderer, Gastmusiker und Produzent entstand so ein Potpourri klassischer Roots-Rock-Songs. Leider bedeutet das auch, dass es hier weniger um das Songwriting geht, als um das ausufernde Miteinander, das diese Musikrichtung auszeichnet. Eine gewisse Affinität für musikalische Elephantiasis sollte man also schon mitbringen.