Keine Frage: Bands wie Gurr müsste es einfach öfter geben. Die beiden Wahlberlinerinnen Andreya Casablanca und Laura Lee Jenkins trafen sich eher zufällig beim Studium, stellten eine gemeinsame Wellenlänge fest und beschlossen aus den richtigen Gründen (aus Begeisterung für das Medium nämlich) Musik zu machen. Das Projekt mutierte dann vom Duo zum Trio zum Duo bis heute eine komplette Band daraus geworden ist, die insbesondere live schlicht als "Little White Hope" des Rock'n'Roll betrachtet werden sollte. ("Little" nur deswegen, weil die Mädels so besonders groß nicht sind.) Auf der Scheibe prallt das, was die Damen selbst gerne mögen, mit der interessant gewählten Bezeichnung "First Wave Gurrlcore" zu einem aufregenden Stilmix aus allem, was Indie-Fans eigentlich so lieben, zusammen.

Dabei machen Andreya und Laura ja eigentlich nichts anderes als sympathisch naiven Mädchenpop. Wie das Ganze allerdings präsentiert wird - mit Verve, Chuzpe, Charme und vor allen Dingen dem Wissen, was seit den Anfangstagen des Rock so alles passiert ist - das hat dann schon eine Dimension, die über den bloßen Pop-Appeal dann doch hinausgeht - auch wenn man der Konserve den Vorwurf machen könnte, dass diese gerne eine Spur schmutziger und druckvoller in Szene gesetzt hätte werden können. Denn im Vergleich zu den atemberaubenden Live-Shows fallen die Studioproduktionen dann vielleicht doch eine Spur zu niedlich aus. Immerhin: Die Damen singen auf Englisch und Deutsch und können schon jetzt erstaunlich griffige Songs auf stilistisch vielfältige Art in Szene setzen. Wer allerdings Gurr richtig verstehen möchte, der sollte sich unbedingt eine Live-Show anschauen.