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Roger Cicero - Glück ist leicht - Das Beste von 2006-2016

Roger Cicero - Glück ist leicht - Das Beste von 2006-2016
RCA/Sony Music
Format: CD

Da sitzt man da und hört dieses Album. Es ist vermutlich das erste Mal, dass man bewusst ein Album von Roger Cicero hört. Also so richtig, mit Zuhören, mit Nachdenken, mit bewussten Wahrnehmen. Denn Cicero? Sicher, guter Sänger, tolle Stimme, sympathischer Typ. Aber irgendwie auch nicht besonders genug, um sich näher mit ihm zu beschäftigen. Zu viele maximal solide Lieder, zu oft im Fernsehen, zu oft mit den falschen Menschen vor der Kamera.

Am 24. März 2016 starb Roger Cicero nach einem ischämischen Schlaganfall. Er hinterlässt einen Sohn. Heute erscheint ein Rückblick auf seine Karriere. Doch was soll man darüber jetzt schreiben? Dass Cicero eine tolle Stimme hatte? Dass seine Musik was konnte, dass er ein netter Typ gewesen ist? Und wieso sollte man das schreiben? Ganz ehrlich: Wäre Cicero noch am Leben, würde ich mir dieses Album vermutlich mal so nebenbei anhören. Jetzt höre ich genau zu. Weil Roger Cicero tot ist. Weil ich das Gefühl habe, ich muss das tun. Weil man das so macht. Aus Respekt vor Roger Cicero. Es fühlt sich kacke an, wirklich.

Muss ich ebenso aus Respekt schreiben, dass dieses ein ganz wundervolles Album ist und ich meine späte Liebe zu Roger Cicero entdeckt habe? Nein, sicher nicht. Dabei ist "Glück ist leicht - Das Beste von 2006-2016" tatsächlich ein wundervolles Album, da muss ich gar nicht drüber nachdenken, ob ich das schreibe.

Es ist wundervoll, obwohl auch schlechte Lieder auf dem Album sind. Aber hier wurden nicht einfach ein paar Hits und Songs aus dem Radio aneinander geklebt, sondern ein rundes Bild von Roger Cicero gezeichnet. Anfangs gibt's den Studio-Roger, den Sänger aus der Konserve. Seine ziemlich lässige erste Single "Zieh die Schuh aus" ist genau so darauf enthalten wie sein eher schwacher Eurovision Song Contest-Beitrag "Frauen regier'n die Welt", das ruhige "Ich hätt' so gern noch Tschüss gesagt" genau wie das schnellere "Du bist mein Sommer", das fixere "Die Liste" genau wie das dunkle "Murphys Law". Im letzten Viertel dann wird es derbe, wird es einfach mal saugut. Plötzlich covert er die Sportfreunde Stiller und die Fantastischen Vier, "Ein Kompliment" und "Geboren" gibt's als saugute Live-Versionen. Und dazwischen, ebenso live: "I Was Brought To My Senses", im Original von Sting. Stark! Cicero, der Musiker, der leidenschaftliche Performer, der coole Typ. Danach noch "I've Got A Crush On You" und "My Way" von Sinatra. Auch live, auch super. Dass es mit "Eine Nummer zu groß" auch den letzten von ihm aufgenommen Song zu hören gibt? Geschenkt. Der Song ist nur solide, das konnte er besser. Und ja, das darf man schreiben, das muss man schreiben. Das ändert nichts am Respekt. Vor Roger Cicero.

Und es ändert nichts daran, dass es sich kacke anfühlt, dass man sich dieses Album angehört hat. Bewusst angehört hat.



-Mathias Frank-



 
 
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