Genau ein Jahr nach dem Tod des Songwriters/Liedermachers Wolfgang Michels erscheint nun - auf eigenen Wunsch - sein musikalisches Vermächtnis in Form seines letzten Studioalbums "Erntezeit" auf Glitterhouse. Das ist gar nicht mal so seltsam, wie es auf den ersten Blick erscheint, denn es handelt sich dabei um ein deutschsprachiges Album (Michels war ja auch international auf Englisch unterwegs), das im Rückblick nun offenbart, dass Michels weniger ein gleichwertig agierender Kollege von Wolf Maahn oder Stoppok war, sondern eher wohl so eine Art Vorreiter für Nachgewachsene wie Tillmann Rossmy oder Gisbert zu Knyphausen (die ja beide auch in verschiedener Form mit Glitterhouse verbandelt sind). Kurzum: Es gibt hier humorvollen, aber nicht lustigen Deutschpop mit dezenter Rocknote - zuweilen mit Protestsong-Potential, zuweilen eher persönlich in Richtung Männerschmerz ausgerichtet - die Michels als stilistisch vielseitigen Meister seiner Zunft zeigt. Irgendeine Art von Wehmut oder gar vertonter Todesahnung will hier nicht aufkommen. "Erntezeit" ist schlicht eine solide, gut gemachte und vor allen Dingen zeitlose Songwriter-Scheibe mit deutschen Texten geworden.