Es dürfte ja wohl außer Frage stehen, dass die hymnisch/chorale Folk-Messe als Musikgenre eher unterrepräsentiert ist. Dem renommierten Singer/Songwriter und Komponisten Ian William Craig und der Newcomerin Missy Donald aus Vancouver ist aber mit ihrem Debüt-Album als Minor Pieces zweifelsohne ein solches Kunststück gelungen. Hier prallen Welten aufeinander, die eigentlich unvereinbar erscheinen - was am Ende zu einer schlüssigen, einzigartigen musikalischen Vision führt. Craig, der seit 2011 bereits zehn Veröffentlichungen mit klassisch/avantgardistischen Kompositionen zu verzeichnen hat, suchte nach einer Möglichkeit, eher geradlinigen Folksongs, die er en passant auch noch niederschrieb, auf konstruktive Weise eine eigene Dimension hinzuzufügen. Dabei folgte er einem Ansatz, wie ihn zuletzt Low anwandten: Konventionelles Songmaterial mit irritierenden, abrasiven Geräuschkulissen zu brechen. Nur, dass der Song in diesem Falle niemals verloren ging und zudem in Kombination mit den Gesangs-Beiträgen Missy Donaldsons stimmungsmäßig eine eigene Richtung bekam. Viel Hall, verfremdete Gitarren und Synthie-Sounds und eine salbungsvoll-pastorale Grundstimmung sorgten dann für eine fast liturgisch anmutende Situation (daher die Analogie mit der Messe), die trotz aller verstörender avantgardistischer Momente und einer melancholischen Tendenz auch immer wieder Momente zerbrechlicher Schönheit und hoffnungsvoller Lichtblicke bietet - und zuweilen gar eine mystisch/spirituell/epische Note entwickelt.