Dass sie es - mal mit ihrer Band die Stadtpiraten und mal solo - auch mit eigenem Material ohne Weiteres schaffen kann, größere Interessenten-Schichten für ihre Songs zu begeistern, hat Dota Kehr ein ums andere Mal eindrucksvoll gezeigt - zuletzt mit dem Album "Freiheit" und der anschließenden Tour. Zeit also, mal etwas anderes zu machen. Für das neue Album stellte Dota ihr bisheriges Konzept ziemlich auf den Kopf und entschloss sich, keine eigenen Texte zu vertonen, sondern auf Material der deutschsprachigen Dichterin Mascha Kaléko zurückzugreifen, die ihre kreative Zeit in den 20er und 30er Jahren in Berlin hatte - bevor sie wegen ihrer jüdischen Wurzeln in die USA emigrieren musste. Dabei kommt Maschas der "neuen Sachlichkeit" zugeordneter Stil den lakonischen Lyrics Dotas durchaus entgegen.

Der genannten zeitlichen Spanne angepasst setzte Dota die Songs musikalisch weniger in der ihr ureigenen Deutschpop-Variante an, sondern bezieht sich musikalisch eher auf die Traditionen etwa eines Kurt Weill und die Jazz-Ästhetik jener Tage - wobei sie sich von ihrem Musiker Janis Görlich unterstützen ließ, der für Kaléko drei instrumentale Zwischenstücke komponierte. Selbst dabei bleibt es nicht, denn Dota suchte sich illustre Duettpartner aus der Liedermacher-Szene zusammen, zu denen neben zeitgenössischer Jungspunde wie Max Prosa, Alin Coen oder Francesco Wilking von der Höchsten Eisenbahn auch wackere Legenden wie Hannes Wader (der eigentlich seine Karriere bereits beendet hatte) und Konstantin Wecker gehören. Kurzum: Es gibt also eine ganze Menge zu entdecken, auf diesem neuen Dota-Werk. Fans sei zudem unbedingt die Edition des Albums mit den sechs Bonus Tracks empfohlen.