Wehmut, ein trauriger Blick zurück auf die Sofas im orangen Licht. Teebeutel auf den Tischen, glimmende Zigaretten, Getränke zu Gesprächen, die die Welt nicht verändern, aber zumindest sie zu ertragen helfen. Raphael Marionneau ist der selbsternannte Soundpilot im Zeichen des weißen Zeppelins, der uns seit 1996 im Hamburger Mojo-Club und auf der nun schon dritten Compilation mit leisen Klängen gefangen nimmt. Zumindest mit ersterem wird eine Idee untergehen, der bereits jetzt in Hamburg und Umgebung viele Clubgänger nachtrauern. Das Mojo stirbt einen langsamen Städtebautod und muß sich bald in neuen Räumen etablieren.

"These So Simple Places", der Untertitel ist Programm wie immer. Selbstreflektierende Worte, prägnant, aber ohne Gewalt, leiten eine gewohnt relaxte Reise ein, die uns, hinaus aus den Städten durch Frankreichs Süden direkt bis in den orientalischen Hafenklang von Marseille begleiten könnte. Das aber ist nur einer von vielen Wegen. Ambient, Dub und Downbeat lassen in der ersten Hälfte noch Platz für eine gesunde Form von schwelgerischer Lethargie. Doch gerade rechtzeitig bevor diese in Selbstmitleid umschlagen kann, wendet sich das Blatt noch vom Dunkel ins Licht.

Vertreten sind u.a. wieder die üblichen Verdächtigen (Bliss, Lemongrass, Hippiehaus). Wenn auch diesmal das verwunderte Augenreiben ob solcher Magie z.B. eines "Majesty King Raam" (Lemon Jelly) ausbleibt, ist eines sicher. Mit dieser, nun kompletten, Trilogie hat sich einer der sensibelsten und feinfühligsten Plattenleger unserer Breitengerade selbst ein akustisches wie optisches (Artwork) Denkmal gesetzt. Räume mögen vergehen. Ihr Esprit wird, eingefangen auf diesen Silberlingen, noch lange für feuchte Augen sorgen.