Man kann sich seine Botschafter nicht immer aussuchen. Und ob Frankreichs Untergrundherzen einst wirklich vor Freude höher schlugen, als ein gewisser Plastic Bertrand, knallbunt um sämtliche TV-Kameras springend, seine Version von Punkrock im Ausland unter das staunende Volk brachte, sei mal dahingestellt. Viele Namen sind es nicht, die in der Vergangenheit von unseren südwestlichen Nachbarn den Sprung herüber schafften. Indochine mag noch hier und da ein Begriff sein und Les Rita Mitsouko hatten den ein oder anderen veritablen Clubhit. Doch trotz Unmengen an Austauschprogrammen zwischen den Schulen beider Nationen funktionierte der gegenseitige Austausch von Musik abseits formatierter Pfade immer nur schleppend.

Diese Zusammenstellung, Reminiszenz an einen Pariser Club im Schoße des "Olympia" (1978-1983), zeigt über weite Strecken, warum das so ist. Quietschige, sich überschlagende Stimmen in bonbonbunter Verpackung sollten in ihrer Überdrehtheit wohl Aufmerksamkeit erregen, wirken mit der Zeit aber doch nur aufgesetzt. Seine hörenswerten Momente hat der Sampler, sobald Frankreich den Funk bedient (Modern Guy) oder ein wenig nach Roxy Music's Glamour schielt (Electric Callas). Daneben stehen noch ein paar Gehversuche in wavigem Elektropop (Panoramas) und werden die Sisters Of Mercy zitiert (Orchestre Rouge). Am Ende aber finden sich scheinbar alle noch einmal zum großen Finale inklusive Mitgröhlrefrain ein (Oberkampf). Triefend vor Schweiß und getränkt mit belgischem Bier ist man sich dort danach zumindest für Momente sicher, doch irgendwie eine bewegende Musiknation zu sein...