Die Schwergewichtsweltmeister des Progrocks, Symphony X, legen uns eine neue Scheibe unter den Weihnachtsbaum. Kann sie an die bislang in ihrer Gewichtsklasse ungeschlagene Großtat "V - The New Mythology Suite" herankommen? Nein, macht aber überhaupt nichts: Fraglos wird man "The Odyssey" im Rückblick als eines der wichtigsten Prog-Alben des Jahres bewerten, aber die Platte lehnt sich statt eben an "V" weit mehr an "Divine Wings Of Tragedy" an (erkennbar etwa dadurch, dass - als einer der Höhepunkte - ein "Accolade II" enthalten ist, das köstlicherweise das '97er Vorbild auch zitiert), während sie im Härtegrad noch am ehesten dem noch reichlich ungeschliffenen Debütalbum der Symphoniker von '94 entspricht. Tatsächlich rocken Stücke wie der eröffnende Nomenestomen-Song "Inferno" oder "Incantations Of The Apprentice" los, als wollten Michael Romeo und seine Mannen demnächst auf dem Ozzfest auftreten, aber warum nicht mal?

Ein wenig schade ist dabei nur, dass diese knüppelige Gangart es ihrem Sänger Russel Allen etwas schwerer macht, zu tun, was er am besten kann: Eine ganz eigene Theatralik aufbauen und damit die Hörer in seinen Bann schlagen. Doch auf satten 67 Minuten heißt es eben nicht nur "Knüppel aus dem Sack": Besagtes "Accolade II", "Awakenings" und vor allem das Titelstück nehmen u.a auch mit auf eine Odyssee durch sämtliche Symphony X-Tugenden: Orchestrale Bombastbreitseiten, höchste Virtuosität, Ohrwurmrefrains und nicht zuletzt die zauberischen Überleitungen, für welche die Truppe zurecht berühmt ist. Also bitte anschnallen (lassen), die Ohren (anders als weiland bei Odysseus) aber nicht verstopfen und dann gute Reise mit Symphony X!