Nicolai Dunger ist so eine Art musikalisches Roulette-Spiel: Man weiß nie, wo die Kugel am Ende landen wird. Ähnelten die mit brüchiger Stimme vorgetragenen Songs des Schweden auf dem Debüt noch jenen seines amerikanischen Kollegen Elliott Smith, so klang er auf seinem Zweitling (treffend "Soul Rush" geheißen) plötzlich nach Van Morrison. Auf dem dritten Album legt Dunger noch einmal nach. Anstatt einfach eine neue Richtung einzuschlagen - in dem Falle schütteren Alternative Rock in der Tradition von Will Oldham - bat er hier das betreffende Subjekt der Begierde einfach, mitzutun. Und so haben wir hier denn eine erfreuliche Verquickung schwedischen und amerikanischen Eigenbrötlertums. Das Ergebnis ist deshalb auch weniger simpel zu konsumieren, als etwa Dungers vorhergehende Werke. Aber: Es ist angesichts des kreativen Potentials der beiden Querköpfe auch künstlerisch Wertvoller. Wie Oldham selbst auf seinen eigenen Werken, geht auch Dunger niemals den einfachen Weg. Das artet dann in z.T. absichtlich schrägen oder halbschrägen Harmonien, Riffs oder Melodien aus, die mit derselben Selbstverständlichkeit unegal durch die Gegend torkeln, wie eben Oldhams liebevolle Kleinkunstwerke. Dennoch ist dies nicht eine bloße Oldham-Scheibe, denn Dunger rettet seine nordischen Traditionen und Qualitäten in's neue Projekt hinüber (es gibt gar ein Stück auf Schwedisch). Dadurch ist das Werk etwa weniger kakatonisch als z.B. Oldhams letztes Oeuvre ausgefallen - aber auch weniger verspielt, als Dungers "Soul Rush". Die Momente jedoch, in denen die Magie der beiden Kontrahenten sich hier kongenial ergänzt - z.B. bei "Good Man" oder dem extrem treffend benannten "Tribute To Tim Hardin" machend die Scheibe für Freunde zerbrechlicher Songwriterkunst und spröder, akustischer Arrangements absolut empfehlenswert.