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Tonträger-Review
 
HIM - Love Metal

HIM - Love Metal
Supersonic Records/BMG
Format: CD

Das erste Interview mit einer Band vergisst man ebenso wenig wie den ersten Kuss oder den ersten richtigen Vollrausch. Im Fall der Autorin hieß die Band Him und war gerade dabei, mit "Join Me" die europäischen Charts zu stürmen und - dank des verrucht-sexy-düster-melancholischen Auftretens von Frontman Ville Valo - die Herzen unzähliger, vorwiegend weiblicher Teenager zu brechen. Unprofessionell wie es bei einer Studentenzeitung mal abläuft (nicht zwangsläufig, aber...) kannte man natürlich nur die aktuelle Single, hatte sich ein paar Informationsschnipsel aus dem Internet besorgt und die eine oder andere Frage zurechtgelegt, im Grunde aber nicht besonders große Lust, die auf der als natürlicher Feind betrachteten (weil mainstreamorientierten) Radiostation auf- und abgespielte Band zu interviewen.

Die Überraschung über das erstaunlich angenehme und unterhaltsame, mit Sarkasmus und Selbstironie gespickte Gespräch war entsprechend groß, das anschließende Konzert überzeugte von der Notwendigkeit die Platte besitzen zu müssen und noch Wochen später riefen in diversen Teenie-Magazinen veröffentlichte, stets anderslautende und widersprüchliche Aussagen über die Herkunft des Bandnamens Momente größten Amusements über die Naivität der leichtgläubigen Journaille hervor.

Heute - viele Bandinterviews, Phasen der musikalischen Umorientierung, das wenig bedauerte Verschlafen-Haben des letzten Him-Albums "Deep Shadows & Brilliant Highlights" und ein 2001 aus Langeweile frühzeitig verlassenes Konzert der Band später - sieht die Welt ein wenig anders aus. Him machen "Love Metal", wie sie ihren Musikstil schon seit dem 97er Debüt "Greatest Lovesongs, Vol. 666" nennen, endlich zum Programm, das heißt: zum Titel der neuen Platte. Das den Musikkritikern (ist retro nicht schon wieder out?) auf Musikkassette gelieferte Album nebst den wieder mal verdächtig gotisch klingenden Songtiteln und das zufällig angezappte neue Video, das als wenig spektakulär in Erinnerung blieb, verhießen erst mal wenig Spannung.

"The Funeral Of Hearts", so der Name der ersten Auskopplung, ist tatsächlich nicht das Gelbe vom Ei (oder besser: der schwarze Lidschatten im weißgekalkten Gesicht?!), aber wahrscheinlich der beste Köder, um alle seit "Razorblade Romance" verlorengegangenen schwarzen Schäfchen wieder auf den rechten Weg zu bringen. Der Rest des Albums fällt - His Infernal Majesty sei Dank! - weniger schmalzig-schmachtend, wenn auch nicht ganz unähnlich zu früherem Material aus. Der Einsatz elektronischer Komponenten scheint sich jedoch in eine etwas andere Richtung entwickelt zu haben, immer wieder sind Klaviergeklimper und gespenstisches Gefiepe anzutreffen und insgesamt gibt man sich nicht mehr gar so kuschelweich und weinerlich. Der schrägtönig-kratzige Opener "Buried Alive By Love" und die non-verse-parts von "Soul On Fire" zählen zu den besonders harten und schnellen gitarren- und schlagzeuglastigen Teilen, bei "Fortress Of Tears", das stellenweise an Espen Linds "When Suzanna Cries" gemahnt (erinnert sich noch jemand an den Typen?), wird das Bon Jovi-Schmusepop-Konzept perfekt umgesetzt, das im bedrückenderen, teils akustikgitarrenbegleitetenden "Endless Dark" in E-Gitarre und Zweistimmigkeit in Rock-Manier weitergeführt wird. In dem sich über 7:42 Minuten hinziehenden ruhigen "The Path" kommt wieder Espen ins Spiel, vermengt mit Mode'schem Spiritual-Feeling ("Condemnation") und Slash-igen Soli. Am eingängigsten sind die wirklich schönen Songs "Circle Of Fear", "Sweet Pandemonium" und das sci-fictionale "Beyond Redemption", ansonsten ist "Love Metal" etwas gewöhnungs- und einhörungsbedürftig. Heißt das Fazit also "im Norden nichts Neues"? Naja, 50/50 wäre wohl die ehrliche Antwort. Aber die ist ja eigentlich irrelevant, denn solange Him in Interviews nach wie vor genau so viel lügen, wie sie in ihren Songs von anderen klauen, zahlt sich jedes weitere Interesse für die Band auch in Zukunft aus.



-Kerstin Kollmann-




Hinweis:
Tonträger mit Kopierschutz, läuft evtl. nicht bzw. nur eingeschränkt in CD-ROM/DVD-Laufwerken.


 
 
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