Also irgendwie muss es den Gebrüdern Followill auch auf den Keks gegangen sein, dass sie immer nur als die neuen CCR gehandelt wurden und allzusehr auf ihr Retro-Image abgekanzelt wurden. Das konnte man optisch schon daran erkennen, dass bei ihrem Auftritt beim diesjährigen Haldern-Festival die Bärte ab waren und die Jungs somit gleich schon mal einen Schuss moderner aussahen. Die neue Scheibe ist nun ein aufmüpfiges Manifest in Sachen Selbstbestimmung. Fast, so scheint es, haben die Kings es darauf angelegt, die Scheibe so komplex und frickelig wie möglich anzulegen, damit bloß keine Vergleiche zu den Altvorderen mehr möglich sind. Dieses Experiment ist ihnen freilich bravourös gelungen. So etwas hat man schlicht noch nie jenseits des Art-Rock vernommen. Mittels einer eigenartigen Stop & Go-Taktik arbeiten sich die Jungs durch 12 äußerst streng durchkomponierter Abenteuer, bei denen man tatsächlich niemals weiß, was hinter der nächsten Kurve liegt: Es kann ein Bossa-Break genauso sein, wie ein geiles Gitarrensolo oder überraschendes Keyboard-Gefummel. Ihren Witz und ihre Spielfreude haben die Herren natürlich keineswegs dabei eingebüßt, songwriterisch indes haben sie määäächtig zugelegt. Dass Erstaunliche dabei ist eigentlich nur - auch wenn das alles nicht so recht ins Ohr geht und will -, dass das alles doch recht gut funktioniert. Zugegeben: Ab und an wünscht man sich schon, dass ein Stück mal in einem Tempo durchgeht und nicht immer wieder schluckaufartig unterbrochen wird - muss dann aber doch eingestehen, dass manch genialer Moment sich in diesem Dickicht verfangen hat. Mit "Heartbreak" überraschen die Kings jedenfalls auf der ganzen Linie. Hoffentlich stellt sich das aber nicht als zu starker Tobak für die Fans der ersten Scheibe heraus...