Man hatte sich ja eigentlich schon auf einen angenehmen Jahres-Ausklang gefreut, man hatte eigentlich nur noch die ein oder andere unvermeidbare Best-Of- und Greatest-Hits-Veröffentlichung erwartet, aber jetzt muss man sich doch noch kurz vor Jahreswechsel aufregen. Das Ärgernis nennt sich Nachwandler, das dazugehörige Missgeschick in Tonträger-Form "Zurück in den Wald". "Frenetische Hooks und Lyrics aus tiefster Seele" steht auf dem Promo-Zettel - hört sich geschrieben eigentlich nicht verkehrt an, aber die Naivität, mit der die drei Herren von Nachtwandler dies musikalisch umgesetzt haben, ist schon mehr als unglaublich. Nachtwandler sind eigentlich ein Produzenten-Team (u.a. für J-Luv, Cassandra Steen), und das Ergebnis hört sich auch genau danach an - sie müssen sich zusammengesetzt, eine Liste mit allen Faktoren eines Hits aus dem NuMetal-, Rock-, Rap-, HipHop- und Pop-Bereich zusammengetragen, den großen Quirl und die Soundmaschine angeschmissen haben, "böse" Gitarren-Riffs wurden eingebaut (die aber ihre eigentliche Wirkung komplett verfehlen und sich einfach nur platt anhören), haben sich anscheinend einen Sozialarbeiter dazugeholt, um mit ihm "tiefe" Themen textlich auszuarbeiten - und als ob das alles noch nicht reicht, setzen sie dem ganzen die Krone auf und rappen auch noch selbst. Nur komisch, dass man immer irgendwie an Oli P. denken muss. Nachtwandler veröffentlichen auf ihrem eigenen Label - es ist auch kaum vorstellbar, dass ein kompetentes Label so etwas veröffentlichen würde.