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Potentia Animi - Das erste Gebet

Potentia Animi - Das erste Gebet
Pica/Soulfood
Format: CD

Beim Potentia Animi-Erstlingswerk, "Das erste Gebet", wirft sich als erstes die Frage auf, wie weit Bands über die Grenzen des guten Geschmackes gehen dürfen, um Aufsehen zu erregen. Die Geschichte, von den vier Musikern, die das weltliche Leben gegen Klostermauern tauschen, ist nicht neu. Neu ist nur der Humor, mit denen die vier die Geschichten erzählen, die sie erlebt haben wollen.

Doch zuerst zum Musikalischen: Mittelalterbands gibt es wie Sand am Meer. Doch die vier unkeuschen Mönche geben sich durch kreative Eigenkompositionen mächtig Mühe, um sich von den anderen Bands abzugrenzen. Der langsame Einstieg des Albums, die sakralen Einstiegsgesänge machen erstmal Lust auf mehr. Nach dem ruhigen Intro geht es überraschend kraftvoll los, obwohl sich die Musik nur auf's Nötigste beschränkt. Schlagzeug und eine sanfte Synthie-Klangwand untermalen die Gesänge, die den Hörer schon fast in eine Trance versetzen. Doch schon beim zweiten Track schwindet der erste Eindruck - die Gänsehaut bildet sich rasch zurück und pure Langweile breitet sich aus. Der Text des Liedes besteht nur aus den beiden Wörtern "domina" und "hominus", die immer wiederholt werden. Die Melodie, mittelalterlich instrumentiert, mit Anleihen an moderne Rockmusik durch Gitarren, plätschert jedoch nur sanft vor sich hin. Der Eindruck wird auch beim dritten Song nicht besser: Der deutsche Text reißt nicht vom Hocker, nur die Musik ist mit einem Mix aus Rock- und Popanleihen, etwas abwechselungsreicher gestaltet, als der Vorgänger.

Alles klingt wie ein verzweifelter Versuch, auf der Mittelalterwelle mitzureiten, dabei aber möglichst kreativ zu sein. Den Eindruck verstärkt auch die oben beschriebene, durchkonstruierte Geschichte. Im Kloster scheinen die drei jedoch nicht dem geistlichen Leben, sondern den geistlichen Getränken und dem unkeuschen Vergnügen gefrönt zu haben. Das wird spätestens bei "Gaudete" klar. Die Grenzen des guten Geschmacks werden hier mit dem Text klar überschritten. Vielleicht sollte die Aneinanderreihung von lateinischen Begriffen von Körperöffnungen, Sexualpraktiken und Geschlechtskrankheiten, eingebettet in die süße Melodie eines alten Weihnachtsliedes, irgendwie lustig sein.

Potentia Animi bedeutet übersetzt "Die Kraft der Seele" - bleibt zu hoffen, dass Bruder Nachtfraß, Bruder Liebe (der ehemalige Schlagzeuger der Inchtabokatables, Titus Jany), Bruder Schaft und Gastmönch Moeh die Kraft nicht so schnell verlässt, wie sie das Album verlassen hat. Zugute halten muss man den vieren jedoch, dass sie sich musikalisch von den anderen Mittelalter-Klons wohltuend abheben, spielen sie ihre Melodien schon fast in punkiger Manie. "Das erste Gebet" ist kein Werk, das vom Hocker haut, die entsprechende Zielgruppe jedoch begeistern wird.



-Esther Mai-



 
 
 

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