Am einfachsten wäre es, wenn ich mich einfach der allgemeinen Lobhudelei der Fachpresse anschließen würde. Das mache ich aber nicht, da ich mir selbst nur schwer einen Gesamteindruck des neuen VNV Nation-Albums "Matter And Form" machen kann. Das neue Werk des erfolgreichen Elektro-Duos liegt mir nämlich, mit Ausnahme der Single "Chrome", nur in einer Snippet-Version vor. Jedes Lied wird nach genau zwei Minuten abgeschnitten. Anfang und Ende der Song müssen "geraten" werden... Durch die Snippet-Versionen entsteht der Eindruck von einem inhomogenen Album, dessen Tracks in eine große Lostrommel geworfen wurden und per Zufallsprinzip herausgefischt wurden. Übergänge, wie sie unter Umständen vorhanden sein könnten, und das Werk zu einer Gesamtheit machen könnten, sind nicht zu hören.

Einzeln gesehen sind die Stücke, darunter fünf Instrumentalversionen, indes wieder einmal kleine Kunstwerke geworden. Die Wartezeit von drei Jahren, die seit dem letzten Album "Futureperfect" ins Land gegangen sind, hat sich also gelohnt. Härter und rauer scheint das Album geworden zu sein - schon das Intro und die erste Single-Auskopplung "Chrome", mit ihrem wütenden und rauen Unterton, weisen in diese Richtung. Doch VNV Nation sind bekannt dafür, dass sie in ihren Alben selten einer Linie treu bleiben. So gibt es ebenfalls verträumte Instrumentalstücke, sanfte Synthiemelodien sowie sehr technoide Songs, die verstaubte Techno- und Trance in neuem Glanz erstrahlen lassen. Auch die Gesangstücke können nicht über einen Kamm geschoren werden. Gesang gleich Härte - diese Formel scheint nicht aufzugehen, präsentiert Ronan Harris seine Stimme als sehr wandlungsfähig. Eine zu große Konformität, also mit einem oder gar beiden Augen auf Eingängigkeit und somit die Charts abzuzielen, kann man den Künstlern Ronan Harris und Mark Jackson diesmal wirklich nicht vorwerfen.