Ach so, das war es also, was die gute Scout Niblett uns seit ihrem Debüt-Album erklären wollte! Jetzt, auf der dritten Scheibe, die eigentlich unter ähnlichen Bedingungen entstand wie die bisherigen, versteht man auf einmal Frau Nibletts Lingo! Es gibt wieder schräg-agressiv-spinnerte Songs, vorgetragen mittels Stimme, Schlagzeug, Gitarre und diversen Zusatzinstrumenten - manchmal ein paar davon, niemals aber alle zusammen, die von Steve Albini raumfüllend, aber neutral in Szene gesetzt wurden. ABER: Scout hat zwischenzeitlich geübt. Oder üben lassen: Die Gitarre ist dieses Mal gestimmt und wird von Chris Saligoe gespielt. Die Drums bleiben im Takt und werden bedient von Jason Kourkounis (Mule). Und sogar Scouts Gesang passt dieses Mal in Harmonie, Timing und Intonation zu dem, was sie vorträgt (und mäandert nicht mehr oder minder wankelmütig und unkontrolliert hin und her, wie bislang). Das Ergebnis ist nun auf einmal nicht bloß nervig, sondern entwickelt eine ganz eigene Dynamik, in der man sogar die Songs erkennen kann, die Scout hier teilweise aus mehreren Fragmenten zusammendenkt. Nicht nur das: Da Scouts Musik ja zugegebenermaßen intensiv ist - auch wenn nur wenig zu hören ist -, setzen sich ganze Passagen dieser Scheibe erkennbar in den Gehörwindungen ab. So ähnlich funktioniert Pop Musik - nur natürlich auf einem anderen Level. Mit "Kidnapped By Neptune" ist Scout Niblett jedenfalls ein großer Schritt in Richtung des von anderen (z.B. Howe Gelb) ihr bereits zugedachten Ikonenstatus im Independent-Universum gelungen. Gekidnapped wurde übrigens ihre Identität vom Planeten Neptun - oder war es ihre Perücke vom Meeresgott Neptun? Nicht, dass das eine Rolle spielte, denn Sinn macht Scout Niblett nur im übertragenen Sinne...