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Tonträger-Review
 
Merz - Loveheart

Merz - Loveheart
Grönland/Rough Trade
Format: CD

Das erste Mal nahm man Notiz von Conrad Lambert aka Merz im Jahr 1999, als er mit seinem selbstbetitelten Debüt (damals aufgenommen auf Dave Gilmours Boot aus dem 19. Jahrhundert) und den darauf enthaltenen pastoralen Songs die Öffentlichkeit begeisterte. Danach war er in der Versenkung verschwunden, saß irgendwo in der englischen Landschaft, war pleite und allein. Aber wie war das mit Diamanten? Sie entstehen nur unter immensem Druck. Diesen Druck nicht nur auszuhalten, sondern ihn in etwas Wertvolles zu verwandeln, ist Lambert mit "Loveheart" auf beeindruckende Art und Weise gelungen.

Die ersten Takte von "Dangerous Heady Love Scheme" zum Beispiel könnten ebenso gut in Moll umschlagen - doch wenn dann die Strophe beginnt, ist es ein perlend-optimistisches Werk. Songs wie "Butterfly" muss man mit dem schönen englischen Wort "cheesy" apostrophieren, und trotzdem kommt man nicht umhin, diese Ode an den Schmetterling für ein ganz wunderbares Stück Musik zu halten, so wie da die Harmonien um die sprießenden Blütenblätter flattern. Lambert ist Multiinstrumentalist und vor allem ein begnadeter Arrangeur. Wurlitzer, Ukulele, Chöre, Mandoline, Akkordeon, Cembalo, Synthies und die indianische Trommel bilden zusammen ein Soundgeflecht, das einen lange nicht loslässt. "At Night I Dream Your Bedroom's Crammed With Ducks" kommt ohne große Schnörkel und lediglich mit einer Orgel aus, während "Warm Cigarette Room" mit seinen pluckernden Beats tatsächlich eine heimelige Stimmung verbreitet.

Lamberts Stimme ist eine Mischung aus den besseren Momenten von Starsailor und den Abgründen eines Destroyer. Ab und an tönt auch die Klage eines Thom Yorke durch ("My Name Is Sad And At Sea"). Doch die Songs auf "Loveheart" haben, bei aller Melancholie, die Hoffnung nicht verloren. und das ist sehr wichtig. "Wenn es für das Album einen roten Faden gibt, dann ist es die Kraft des Herzens, auch harte Zeiten im Leben zu überstehen", sagt Lambert. Er jedenfalls hat es geschafft und dem Unbill seines Lebens ein großes Stück Musik abgetrotzt: wunderbarer Neo-Folk und mithin eine der ersten großen Überraschungspakete dieses beginnenden Frühlings.



-Tina Manske-



 
 
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