Die aktuelle deutsche Befindlichkeit darstellen, in Songs, die zupacken statt rumzujammern, und mit Wahrheiten um sich schmeißen, die andere sich noch nicht mal in besoffenem Zustand eingestehen können - all das wollen Ultrafair "aus Modestadt" (wer gerade zweifelt: damit ist Düsseldorf gemeint). Dazu haben sie das 60er Jahre-Schlagzeug von Onkel Heinz gekapert, um in einer aufregenden Aufnahme-Woche all das auf CD zu bannen, was ihnen am Leben so stinkt: Die ewige Warterei auf alles und nichts, der Gruppenzwang und dass trotz Atomkrieg in der Szene fast nur noch Liebeslieder geschrieben werden. Verstehe. Beziehungsweise: Hä? Dafür haben wir uns diese ganze langweilige Deutsch-Pop-Soße überträufeln lassen, damit jetzt auch die Punker plötzlich solch vorgekautes Problembewusstsein entwickeln? Eine Zeit lang mag das ja gutgehen, aber 37 Minuten sind definitiv eine Zeit lang zu lang. Danach ist nämlich gar nichts mehr rogers, sondern der Hörer nur noch genervt.

Und die wurden also von L'Age D'Or abgelehnt? Ja, das versteht man gut. Man braucht halt gute Reizleitungsorgane, wenn man in Deutschland Rock machen oder hören will, und noch zudem mit guten deutschen Texten. Engagement und die richtige politische Einstellung allein helfen da nicht. Ultrafair wollen mehr, als sie am Ende liefern können.