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Lou Reed - Berlin: Live At St. Ann's Warehouse

Lou Reed - Berlin: Live At St. Ann's Warehouse
Matador/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Im Jahr 1973 nahm Lou Reed sein Album "Berlin" auf; eine Reise durch eine Halbwelt aus Paranoia, Schizophrenie und drogengeschwängerter Gewalt, wie ein Journalist damals schrieb. Fast zwangsläufig wurde "Berlin" ein kommerzieller Flop - man erwartete damals von Reed wohl etwas anderes als die hier auftauchenden orchestralen Arrangements und Bläser. Auch live wurden die Songs des Albums mehr als 30 Jahre lang nicht gespielt. 2006 wagte es Lou Reed dennoch: Zusammen mit einer ganzen Phalanx von hochkarätigen musikalischen Gästen (darunter Antony Hegarty und Sharon Jones als Vokalisten und Steve Hunter, der schon bei der ursprünglichen Aufnahme an der Gitarre brillierte) trat er im St. Ann's Warehouse in Brooklyn auf und gab ein fulminantes Konzert.

Die Reise beginnt mit einem traurigen Chor und einem "Prosit der Gemütlichkeit" (beweisend, dass auch Lou Reed einigen lauen Vorurteilen Deutschland gegenüber aufsaß) und entwickelt sich im Verlauf einer guten Stunde zu einer überzeugenden Konzept-Rockoper. Plötzlich weiß man so gar nicht mehr, wieso das Album damals ziemlich verrissen wurde. "Berlin" ist voller wütender und intensiv gespielter Rocksongs, voller abgeklärter Melancholie und Selbstaufgabe, eine tragische Geschichte von gescheiterter Liebe und Selbstzerstörung. Beim wiederholten Hören wird einem klar, dass Reed hier einige Dämonen aus der Vergangenheit zu bannen versuchte (es tauchen Songschnippsel auf, die bis in Velvet Underground-Tage zurückreichen). Nicht umsonst gilt "Berlin" mittlerweile als eines der besten Studioalben von Lou Reed. Spätestens wenn bei "The Bed" der Chor den Selbstmord der Protagonistin beweint, ist man restlos überzeugt und das "Prosit der Gemütlichkeit" vergessen. Die Zugabe "Candy Says" zusammen mit Antony ist ein perfekter Abschluss, bevor "Sweet Jane" die Lebensgeister wieder weckt. Diese Live-Aufnahme ist das Zeugnis eines Konzerts, das einmal als legendär gelten wird.

Übrigens war der Regisseur Julian Schnabel mit seiner Kamera vor Ort und machte daraus den sehenswerten Konzertfilm "Lou Reed's Berlin".



-Tina Manske-



 
 
 

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