Es kann ja nicht oft genug betont werden: Wenn Hans Dampf in allen Nashviller Gassen Buddy Miller mal die Zeit findet, ein eigenes Opus zu kreieren, gibt es ein musikalisches Fest. Dieses Mal hat sich der Meister freilich selbst übertroffen - obwohl er sich zugunsten seiner illustren Gästeschar sogar eher noch zurücknimmt. Und diese Gästeschar hat es in sich: So lud er Bill Frisell, Marc Riot und Steel-Guitar-Virtuose Greg Leisz ein, gleichberechtigt als Gitarristen zu agieren und bat Emmylou Harris, Shawn Colvin, Lee Ann Womack, Chocolate Genius und seine Frau Julie, ihn gesanglich zu unterstützen.

Das Ergebnis ist dabei alles Mögliche - bloß keine "weitere Country-Scheibe eines souveränen Routiniers". Obwohl hier prinzipiell alle Klischees des klassischen Genres bedient werden, passiert zwischen den Zeilen (und Stilen) so viel, dass das schon als Hommage an die ganze amerikanische Musiktradition gesehen werden muss. Nicht nur aufgrund der eklektischen Gäste bietet dieses Album wesentlich mehr Jazz, Blues und Swing als "normale" Miller-Produktionen und egal, welche Variante hier angegangen wird: Seelenvolleres Gitarrenspiel und einfühlsameren Gesang hat man wahrlich schon lange nicht mehr vernommen. Hier sind erkennbar echte Liebhaber am Werk! Und dabei findet Miller auch noch Zeit, mit dem Alt-Country-Folk-Song "God's Wing'ed Horses" ein neues Duett mit Julie einzuspielen. Sicher: Mit dem hier dargebotenen, altmodischen Fundamentalismus kann man keine jungen Leute hinter dem Ofen hervorlocken (wenn man nicht Bob Dylan heißt), aber Musikfreunde mit Übersicht werden sich die Finger lecken nach diesem kleinen Meisterwerk.