Es ist zumindest mal ein interessantes Konzept, das Jessica Gall aus Berlin und ihr musikalischer Partner und Produzent Robert Matt da für die dritte Scheibe ausgesucht haben: Anstatt Songs über ein bestimmtes Thema zu schreiben, ließ sich das Gespann von einer Idee inspirieren: Küstenlandschaften. Ja - richtig gelesen. "Riviera" heißt die Scheibe also nicht zum Spaß - was allerdings nicht heißt, dass französische Leichtigkeit alleine das musikalische Geschehen bestimmt. Vielmehr scheint die Symbiose aus Pop, Jazz und Folk, die Jessica Gall bereits auf den Vorgängerwerken in Gang setzte, nunmehr zu voller Blüte zu gelangen. Eigentümlichkeiten sorgen zudem für Aufmerksamkeit: Wie etwa der Umstand, dass hier nicht wie in dieser Gemengelage üblich, Latin Grooves sondern eine gewisse Portion Southern Swing bis hin zum Country Touch (Pedal-Steel) das Thema vorgeben oder aber die Konsequenz, mit der Jessica die oft zu gering eingeschätzte Fähigkeit, mit Melodien und Refrains zu hantieren, nutzt, um tatsächlich den Song und nicht alleine die Umsetzung ins Zentrum zu stellen. Extreme gibt es hier nicht zu verzeichnen (es sei denn, man werte einen angedeuteten Rockabilly-Rhythmus als solches) - dafür aber jede Menge Details, die das großteils balladeske Werk auch auf längere Zeit attraktiv halten werden. Wie oft, wenn nicht das eine Genre über das andere gehievt wird, ergibt sich so aus der Mischung aus Pop und Jazz ein höchst zufrieden stellendes Endergebnis.