Fast wäre Karen Souza als namenlose Stimme generischer Club- und Pop-Tracks versackt - doch dann fiel ihr auf, dass ihr Timbre sehr gut zu einer ganz anderen Richtung passte: Dem Jazz nämlich. Nachdem erste Gehversuche bei einer Jazz-Kompilation erfolgsversprechend verliefen, schickte man sie auf Tour durch Brasilien, auf der sie unter realen Bedingungen an ihrem Gesang feilen konnte. Nachdem sie dann auch ein Album mit eigenen Stücken einspielte, erscheint nun, mit "Essentials II" der zweite Teil jenes Albums, mit dem sie derweil als Jazzerin debütierte.

Hier wie da ging es darum, Pop-Songs im Jazz-Gewand zu emulieren. Unter der Regie der Produzentenlegende Richard Gottehrer (Blondie, The Go-Gos, Richard Hell etc.) entstand so eine Sammlung nicht wirklich offensichtlicher Titel aus allen möglichen Richtungen. So fanden die Songs von Bruce Hornsby, Chris Isaak, Fleetwood Mac, R.E.M., INXS oder der Stranglers den Weg auf die Scheibe. Nun hat es so etwas ja schon öfter gegeben - allerdings nicht in dieser Perfektion. Die Arrangements bedienen dabei zwar ganz die luftige Jazz-Ästhetik - lassen den Songs aber genug Luft zum Atmen, um den Geist der Originale zu erhalten. Dennoch klingt das Meiste davon - schon alleine des Kontextes wegen - immer wieder überraschend. Obwohl alle Tracks im Stile klassischer Torch Songs aufbereitet wurden, kommt doch niemals der Anflug von Kitsch dabei auf; vielleicht sogar deswegen, weil Karen Souza als Vokalistin ihr Ding geradlinig und schnörkellos durchzieht. Was auf dem Papier eigentlich auch als musikalische Tapete ohne künstlerische Ambitionen hätte enden können, überzeugt am Ende als beinahe wagemutige und rundum gelungene Sammlung liebevoll herausgearbeiteter Cover-Versionen.