Kim Richeys Start ins Musikantenleben war ja gewissermaßen holprig. Als sie 1995 ihre erste CD herausbrachte, war sie schon Ende dreißig - ein Alter, in dem so manche ihrer Kolleg(inn)en schon wieder erwägen, hinzuschmeißen, um etwas Ordentliches zu machen. Zum Glück entschied sie sich dafür weiterzumachen, wechselte vom Mainstream Country dann auch irgendwann ins seriöse Songwriter-Lager und legt nun - ausgerechnet auf dem rührigen Ur-Indie-Label Yep Roc - eine Scheibe vor, auf der sie ihre gesamten Erfahrungen, Lebensweisheiten und musikalischen Ideale in ziemlich schlüssiger Weise verdichtet. Insofern ist diese Songsammlung dann auch kein wehmütiger, sondern ein aufregender Blick auf das, was gewesen ist - und Ausblick auf das, was noch sein kann.

Stilistisch grundsätzlich den Country- und Folktraditionen ihrer Laufbahn verpflichtet, bietet Kim Richey hier jedoch noch mehr. Unter der Regie von Produzent Brad Jones und in Kollaboration mit vielen alten und neuen Weggefährten (u.a. Chuck Prophet) entstand so eine betont abwechslungsreiche, bunte Songsammlung, in der Richey und ihre Partner alle Tricks ausspielen, deren gute Songwriter mächtig sind und dabei musikalisch keine Berührungsängste - nicht ein Mal zu Rock, Soul und Pop - zeigen. Und das besonders Erfreuliche bei diesem kreativen Ansatz ist dabei, dass auf diese Weise alle Genre-Klischees vermieden werden. Auch so kann man Americana-Themen auf Singer/Songwriterbasis aufarbeiten.