Es ist zweifelsohne beeindruckend und auch ein wenig erstaunlich wie unbeirrbar und unverwechselbar die verbleibenden Kraaniche - immerhin nach zehn Jahren Veröffentlichungspause mit neuem Material - ihre musikalischen Kreise ziehen und dabei genauso frisch, lebendig und modern klingen, als sie vor ca. 40 Jahren mit einer Mixtur aus Fusion-Jazz, Krautrock und Pop aus dem Ei schlüpften. Es brauchte allerdings wohl Hellmut Hattlers eigene gesundheitliche Probleme, Ingo Bischofs Tod Anfang letzten Jahres und nicht zuletzt eine Pandemie, um das Projekt im Lockdown so richtig in Schwung zu bringen. Von Torschlusspanik ist dennoch nichts zu verspüren.

Tatsächlich strahlt das Album sogar eine gewisse spielerische Leichtigkeit aus - wohl auch deswegen, weil es dieses Mal nun wirklich nicht darum gehen konnte, irgendjemand irgendetwas beweisen zu müssen. Hellmut Hattler übernahm bei drei Tracks erstmals den Lead-Gesang und obwohl Gitarrist Peter Wohlbrandt auch Keyboard-Parts beisteuerte, sind auch posthume Beiträge von Ingo Bischof vorhanden, die Hattler im Archiv entdeckte und in die neuen Songs mit einarbeitete. Wie üblich muss die Beständigkeit damit erkauft werden, dass auch dieses Werk wie eine typische Kraan-Scheibe aufgebaut ist (und klingt): Einigen ordentlich durchkomponierten Hammer-Tracks stehen eher eklektische Instrumentals gegenüber, bei denen es nicht um den Song, sondern das inspirierte miteinander geht. Aufgrund der Umstände sind diese Stücke mittlerweile in der Minderheit und so richtig jazzen tun Kraan heutzutage auch nicht mehr. Warum auch...