Americana-Bands, die unreflektiert ein Klischee aus Country, Bluegrass, Folk, Roots-Rock und Blues nach dem anderen aneinanderreihen, ohne eigentlich einen besonderen Grund dafür zu haben, gibt es wie Sand am Meer. Und dann sind da die Turnpike Troubadours und Shooter Jennings als Produzent. Die machen im Prinzip auch nichts anderes, als mit bestimmten Versatzstücken aus dem Americana-Bereich zu arbeiten - allerdings tun sie das auf dem neuen Album mit einer dergestalten Hingabe, Intensität und Perfektion, dass das klingt, als erfänden sie das Genre gerade neu.

Das liegt zum einen daran, dass sich das Ensemble den Versuchungen und Versprechungen des mechanisierten Musikbusiness widersetzte und als "Red Dirt Band" bis heute weitestgehend unabhängig vom Label-System agiert. Und dann sind da noch die handwerklichen Aspekte: Songwriterisch, spieltechnisch, die Arrangements und den Vortrag betreffend ist das alles so klug, abwechslungsreich und perfekt inszeniert und ausbalanciert, dass so etwas wie Langeweile aufgrund eines Deja-Vu-Effektes überhaupt nicht aufkommen will. RC Edwards und seine Mannen packen ihre Outlaw-Songs über Small-Time-Rednecks zusammen mit einigen zu Herzen gehenden Männerschmerzsongs und unkitschigen Love-Songs in ein Soundkorsett, das in Sachen Twang, Folk-Swagger, Two-Step, Rockdrive und Porch-Song-Touch nun wirklich keine Wünsche übrig lässt - und von Shooter Jennings wie gewohnt bodenständig und druckvoll eingefangen wird. Inhaltlich mag das alles ein wenig blauäugig, harmlos und rührselig daherkommen und aus der Tagespolitik halten sich die Troubadours schlicht raus - das ist aber immer noch dem vorzuziehen, was zum Beispiel etabliertere Kollegen wie Jason Aldean mit ihrer faschistischen Trump-Propaganda in Songs wie "Try That In A Small Town" propagieren.