Nach dem, was Laufey mit ihrem Debüt-Album losgetreten hat, verwundert es nicht so richtig nicht, dass ihr zweites Werk "Bewitched" schon bevor es nun erscheint, das erfolgreichste Jazz-Album ever ist (also zumindest bezogen auf Spotify-Vorbestellungen). Auch auf diesem Album legt die smarte Songwriterin wieder allergrößten Wert darauf, in dem von ihr bewusst gewählten musikalischen Setting - dem Songbook-Style der 40er und 50er Jahre - eine eigene Identität und einen Bezug zur Jetztzeit herzustellen. Zum einen erreicht sie das, indem sie (bis auf den von Errol Garner geschriebenen Jazz-Standard "Misty") alle Stücke des Albums selbst schrieb - und zwar auf eine dezidiert persönliche Art, indem sie mit ihren Selbstfindungs- und romantischen Herzschmerz-Themen Bezug auf ihr jugendliches Publikum nimmt. Und zum anderen bestimmt Laufey, wie die Songs zu klingen haben - auch wenn sie nach dem Erfolg des Debüts nun aus dem vollen Schöpfen kann und sich auch reichlich üppige Streicherarrangements auf den Leib schreiben ließ. Übung in dieser Hinsicht hatte sie ja schon durch diverse Live-Konzerte. Es sind dann allerdings die wenigen Tracks, mit denen sich Laufey zumindest arrangementstechnisch vom Standard-Jazz-Setting löst, mit denen sie ihrem Versprechen Nachdruck verleiht, die Jugend an die Musik der alten Meister zeitgemäß heranführen zu wollen. "While You Were Sleeping" kommt als Soul-Ballade daher und "Lovesick" ginge auch als Rocknummer bzw. Power-Ballade durch. Die anderen Abweichungen führen indes in eine andere Richtung: Der Opener Dreamer ist eine Hommage an das Dampfradio der 30er. Das Instrumental "Nocturne" eine Fingerübung in Sachen Neo-Klassik und "From The Start" Copa-Cobana-Pop im Stile der 60s. Alles in Allem kann Laufey heutzutage ja sowieso machen, was sie will. Das sie das nicht für radikale Experimente nutzt, belegt, wie ernst sie es damit meint, die Musikhistorie am Leben zu erhalten.