Bislang - so schien es jedenfalls - ging es den Schwestern Laura Rogers und Lydia Slagle einzig darum, ihre naturgegebenen Harmonie-Gesänge in den Dienst von zurückhaltend inszenierten, eher prototypischen Americana, Folkpop- und Country-Songs stellen zu wollen. Mit einer neuen Perspektive in Bezug darauf, dass beide Schwestern inzwischen Eltern von kleinen Kindern sind, ging das Duo das fünfte Album mit einer gewissen heiteren Gelassenheit an, wobei es dann nicht mehr darum gehen konnte, Mörderballaden, Protest- oder Heartbreak-Songs in klassischen Countryfolk-Settings anzurichten, sondern mit einer versöhnlichen Attitüde eine gewisse stoische Akzeptanz zum Ausdruck zu bringen. Dafür verzichteten sie auch darauf, erneut Brandi Carlisle als Produzentin zu beschäftigen, sondern entschieden sich dafür, das neue Werk mit Hilfe von Blake Tanner (The Alabama Shakes) und John Paul Jones (The Civil Wars) selbst zu produzieren und dabei das Southern-Soul-Flair ihrer Heimat Muscle Shoals stärker in den Vordergrund zu stellen. Dabei ließen sie sich von Cracks wie Zac Cockerell, Larry Campbell und Ray Lamontagne (als Duettpartner bei dem Song "All The Ways") unterstützen - achteten aber besonders darauf, dem Klang ihrer Stimmen den nötigen Raum zu geben - was trotz mancher Gospel- und Blues-Elemente zu einer eher zurückhaltenden Instrumentierung führte, die in gewisser Weise am ehesten an die letzten Arbeiten von Josh Ritter erinnern, der zuletzt mit einer ähnlichen Attitüde arbeitete. Das Thema des Albums - das Heilen von Mensch, Geist und Welt - wird dabei in einem spirituell/transzendenten Umfeld zum Ausdruck gebracht. Die früher allgegenwärtigen Country-Vibes sind vereinzelt noch hier und da anzutreffen - aber insgesamt funktioniert "Mind Man Medicine" letztlich als ganz eigene stilistische Genussmittelklasse.