Wenn es so etwas gibt, wie eine Band mit einer eingebauten Identitätskrise, dann dürfte das Coming Soon aus Frankreich sein. Nicht nur, dass sich die Band um den Sänger mit Namen Howard Hughes (!) jedweder frankophilen Manierismen verweigert: Sie scheint sich auch nicht so richtig dafür entscheiden zu können, wohin die musikalische Reise eigentlich gehen soll. Was aber in diesem Fall ein besonderer Glücksfall ist, denn eigentlich alles, was das Kollektiv anfasst, funktioniert irgendwie. Seien es die Anfänge, die durch frühe Kontakte zu Kimya Dawson und Herman Düne beim New-Folk lagen, über das beinahe Elektronik-Album "Dark Spring" bis zum neuen Bastard, "Tiger Meets Lion", für den sich Coming Soon drei Jahre Zeit ließen. Angekommen sind Coming Soon nun beim urbanen New-Wave-Pop, wie ihn etwa die Talking Heads Ende der 70er etablierten. Tolle Songs, vertrackte Strukturen, mitreißende Refrains, Schrammelpop und Harmoniegesang werden hier zu einem - letztlich sogar schlüssigen - Ganzen verquirlt, bei dem die Musikanten alles in die Waagschale werfen, was sie bislang so aufgeschnappt haben (und das ist eine ganze Menge). Das Album wurde von Scott Colburn produziert, der u.a. schon mal mit Arcade Fire zu tun hatte - und deren spontan wirkende stilistische Unentschlossenheit und das intensiv-drängende Miteinander haben ja auch Coming Soon als hervorragende Charaktereigenschaft vorzuweisen.