Der Titel eines Gaesteliste.de-Features von 2003 mit Jay Farrar - nach wie vor der treibenden Kraft hinter dem Projekt Son Volt - lautete "Klischees im Rückwärtsgang". Tatsächlich war der Mann jahrelang ein sicherer Garant in Sachen solider, aber auch unerbittlich geradliniger Americana-Sounds. Und dann kam das 2017er Album "Notes Of Blue", auf dem Farrar auf ein Mal sein Herz für den Blues - bzw. eine bluesige Grundstimmung - entdeckte und als Songwriter sogar den Reiz klassischer Gitarrenpop-Musik. Sicher: Americana war (und ist auch das neue Album) im weitesten Sinne immer noch, aber heutzutage genügt sich Farrar nicht mehr darin, typische Americana-Klischees im Folkrock-Setting aneinanderzureihen. Stattdessen schreibt er Songs, die mit ihren weit ausholenden Melodiebögen, den knackigen Power-Chords, den majestätischen Jingle-Jangle-Gitarren und eben den Blues-Elementen, die es auch auf "Union" wieder zu hören gibt, nicht mehr in ihrem formalen Schubladen festliegen. Was auf diesem Album hinzukommt, ist eine Konzession an die gegebenen politischen Umstände. In Songs wie "When Rome Burns", "Union", "The Symbol" oder "Lady Liberty" wendet sich Farrar unverhohlen sozialen und politischen Kommentaren zu - und schafft dabei (zumindest in den akustischen Passagen) sogar den Zirkelschluss zum klassischen Protestsong.