Irgendwie mag man nicht so recht dran glauben, dass Karin Dreijer sich auf ihrem dritten Fever Ray-Album tatsächlich mit dem Thema Romantik auseinandersetzen will. Auf dem Cover (und dem Video zu dem Song "Kandy") präsentiert sie sich etwa als Conferencier im Richard O'Brien-Look und das bringt uns dann auf die Spur. Es geht nicht wirklich um die reine Form der Liebe, die Romantiker im Sinn haben, sondern um Karens Versuch, ihre Sicht der Dinge durch die Extreme auszudrücken. Dem Vernehmen nach ist der Song "Carbon Dioxide" etwa Karins Versuch, die Liebe in Worte und Musik zu fassen. Als Referenzen gab sie demzufolge dem Produzenten Vessel als Referenzpunkte Henry Mancinis "Baby Elephant Walk", einen Bibelauszug aus dem 1. Brief an die Korinther und Anne Morrow Lindbergs Aufsatzsammlung "Gift From The Sea" vor. Da diesem das etwas zu poetisch erschien, brachte er noch den Begriff Kohlendioxid als lebensnotwendige chemische Verbindung ins Spiel. So oder ähnlich traktiert Karin auch die anderen Topics des Albums. Die Lyrics jedenfalls sind ohne Gebrauchsanweisung (und Video) nur schwer zu durchschauen - gleichwohl Karin darin auch ihr wichtige Themen, wie zum Beispiel der homophobe Stimmung und dem Rechtsruck in ihrer schwedischen Heimat verarbeitet.

Musikalisch ist dieses Album wiederum das zugänglichste und poppigste Fever Ray-Werk. Das mag vielleicht auch damit zusammen hängen, dass sich Karin hier - erstmals seit der Beendigung des gemeinsem Projektes The Knife vor acht Jahren - motiviert wieder mit ihrem Bruder Olof zusammen tut, in dessen Studio das Werk auch eingespielt wurde. Der leichte Industrial-Touch, der sich bei einigen der Art-pop-Songs einstellt, ist wohl dem Engagement des Produzententeams Trent Reznor und Atticus Ross zuzuschreiben, die - neben anderen - als Gäste mit an Bord sind. Überhaupt scheint "Radical Romantics" von der Kollaboration mit diesen Gästen zu leben und ist somit denn auch vielschichtiger und detailreicher konzipiert als die letzten Fever Ray-Outings.