Die Aufnahmen zu ihrem neuen Album waren für Anna St. Louis ein Geduldsspiel: Unter dem Eindruck der Pandemie, einer neuen Liebe und einem Umzug von L.A. nach Upstate New York entstanden mit Gastbeiträgen der Seelenverwandten Jess Williamson und Kacey Johansing Songs, die vom Glück des Augenblicks handeln und musikalisch dem Geist von Neil Youngs "Harvest Moon" inzwischen näher zu seien scheinen als der zuvor gerne bemühten Referenzgröße Mazzy Star. Auf den Schultern ihres famosen 2018er-Full-length-Debüts "If Only There Was A River", auf dem die ursprünglich aus Kansas stammende Singer/Songwriterin den Laurel-Canyon-Folk-Sound der 60er- und 70er-Jahre für das Hier und Jetzt adaptiert hatte, gibt sich St. Louis auf dem nicht minder beeindruckenden Nachfolger dem nun Unbekannten hin. Das bedeutet, dass sie auf "In The Air" die subtile Zerbrechlichkeit, die ihre früheren Lieder auszeichnete, nicht vollends aus den Augen verliert, die Arrangements aber nun spürbar orchestraler sind und die Songs luftiger und strahlender wirken. Entstanden ist so ein Album, das zeitlos schön ist und trotzdem beweist, dass Anna St. Louis die Zukunft fest im Blick hat.