Besonders eilig hatte es Taylor Kirk noch nie mit der Realisierung neuer Projekte. Auch in Zeiten vor den aktuellen Krisenszenarien gab es immer mal wieder längere Pausen zwischen den bislang sechs LPs des kanadischen Ensembles Timber Timbre. Doch seit dem letzten Werk "Sincerely, Future Pollution" von 2017 ist ein halbes Jahrzehnt vergangen. Das liegt unter anderem aber daran, dass Kirk sich zuletzt hauptberuflich als Produzent betätigte, während Timber Timbre auf den Backburner geriet und lediglich ein Paar Cassetten aufgelegt wurden.

Nun sind Timber Timbre wieder da - und es ist deutlich zu spüren, dass Kirk als Mastermind seine Fähigkeiten als Produzent und Tontechniker zusammen mit seinem Kollegen Michael Dubue (der inzwischen als Keyboarder zum Line-Up der Band gehört) dazu nutzt, die neuen Songs in einem kohärenten Sounddesign einzubetten - was man so von Timber Timbre noch gar nicht kannte. Anstatt in der Kombination ungewöhnlicher Instrumentierungen das Heil zu suchen (wie früher), geht es dieses Mal darum. ungewöhnliche Inspirationsquellen in einem vergleichsweise konventionellen, oft von Piano- und Orgel-Passagen-Sound Design einzupassen. Viele Fans früherer Timber Timbre-Veröffentlichungen werden sicherlich die Rückkehr zu organischen Sounds und die Einschränkung elektronischer Elemente (die zuletzt das Klangbild prägten) begrüßen. Sogar einen echten Indie-Pop-Hit leistet sich Kirk da mit dem selbstironischen "Sugar Land" (dessen Botschaft lautet, dass Kirk nicht mehr aufhören kann, Zucker zu essen - und es deshalb auch gar nicht erst versucht). Die angesprochenen Inspirationsquellen - Brian Wilson, Leonard Cohen, Sin Ra, Alice Coltrane oder Lou Reed - schlagen sich in dieser und jener Form aber tatsächlich allesamt nieder - mal poetisch, mal atmosphärisch, mal musikalisch und mal die Arrangements betreffend; und machen "Lovage" zu einem zwar immer noch im Detail eklektisch angelegten, im Ganzen dann aber zum schlüssigsten, kohärentesten und zugänglichsten Werk des Projektes.