Als Matt Berninger zu Beginn seiner Laufbahn als Frontmann und Sprachrohr seiner Band The National die Pressearbeit einleitete, hatte er Mühe, das, was die Band offensichtlich mit leichter Hand musikalisch auf die Reihe brachte, inhaltlich in einen Kontext einzubetten und zu erklären. Das hatte einen einfachen Grund: Als musikalische Forscher und Entdecker hatten sich The National von vorneherein nicht auf ein konkretes Genre festgelegt, sondern folgten ihren Intuitionen, während sie sich zugleich auf die musikalische Expertise ihrer Mitglieder verlassen konnten. Heutzutage erklärt und deutet Berninger nichts mehr. Braucht er auch nicht, da The National inzwischen eh zu einer ganz eigenen musikalischen Genussmittelklasse herangereift sind.

Das neue Album "Laugh Track" ist eine Art Companion-Piece zu dem vor einigen Monaten erschienenen letzten Album "First Two Pages Of Frankenstein". Als Initialzündung für dieses Projekt diente The National ein Jam Session während eines Soundchecks in Vancouver, bei dem Berninger einige Textzeilen verwendete, die er noch irgendwo rumliegen hatte, so dass am Ende der fast achtminütige Track "Smoke Detector" extrahiert werden konnte. Der Rest der Tracks entstand zu der Zeit, in der auch das "Frankenstein"-Album das Licht der Welt erblickte. Beispielsweise die vor dem ganzen Projekt veröffentlichte Single "Weird Goodbyes". Beschäftigten sich The National auf "Frankenstein" überwiegend mit den Mitteln der Studiotechnik, so war die Maßgabe dieses Mal, den Sound wieder um das organische Spiel des Drummers Bryan Devendorf herum zu organisieren, anstatt erneut mit elektronischen Elementen zu arbeiten - übrigens ganz wie zu Beginn der National-Laufbahn. "Laugh Track" wurde während der Produktion des "Frankenstein"- Albums sozusagen als organischeres, geerdetes und um einige Aspekte erweitertes Spiegelbild dieses eher experimentellen und opulent ausgelegten Albums parallel aufgenommen (und später um einige Elemente ergänzt). Insgesamt bietet das mit einigen Gastauftritten von Bon Iver und Phoebe Bridgers angereicherte "Laugh Track" eine alternative Sichtweise auf The National im Jahre 2023 und mit "Deep End (Paul's In Pieces)" einen der besten, poppigsten National-Tracks der letzten Jahre.