Sicher, nicht alles, was Sleater-Kinney zuletzt gemacht haben, ist so richtig toll gewesen. Umso schöner ist, dass die neue Platte genau das ist. Richtig toll! Rotzig, roh und manchmal aufregend. Dabei ist der Ursprung das genaue Gegenteil, wird hier doch der Unfalltot der Eltern von Carrie Brownstein verarbeitet. "Ich glaube, ich habe seit meinen Teenagerjahren und frühen Zwanzigern nicht so viel Gitarre gespielt. Ich habe meine Finger stundenlang über das Griffbrett gleiten lassen, einfach um mich selbst daran zu erinnern, dass ich immer noch zu grundlegenden motorischen Fertigkeiten fähig war, zu Bewegung und zur Existenz", erinnert sich Brownstein.

Zusammen mit Corin Tucker, seit dem Ausstieg von Janet Weiss im Jahr 2022 sind Sleater-Kinney als Duo unterwegs, sowie Produzent John Congleton, der Bands und KünstlerInnen wie Death Cab For Cutie, Cursive, Baroness und Modest Mouse, aber auch The Killers, Brian Wilson, The Roots und Lana Del Rey in seiner Biografie stehen hat, entstanden zehn Songs. Überwiegend Rock-Songs. Rotzig, roh, wir wiederholen uns. Sleater-Kinney tun das nicht. Sie gucken zurück, ja, mal mehr und mal weniger, aber sie machen daraus 2024. Sie eröffnen mit gesprochenen Worten, dann garagerocken sie das fabulöse "Hell" und das Garbage-schöne "Needlessly Wild". Grandioser Auftakt. Grandios geht es weiter, unter anderem mit dem Post-Poppigen "Say It Like You Mean It", dem extra-fuzzigen, dem düsteren "Six Mistakes", dem so cheesig wie schönen "Crusader" und dem ruhigen, 80er Pop beeinflussten "Dress Yourself". Alle anders, aber alle toll. Songs fürs Herz und die Seele und den Bauch und auch alle zusammen und am Stück allerfeinst zu genießen.