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Klez.e - Erregung

Platte der Woche

KW 08/2024


Klez.e - Erregung
Windig/Cargo
Format: LP

Das nach dem Computer-Virus Klez.e benannte Ensemble lag als Tobias Sieberts Spielwiese für Depri-Rock und New Wave-Sounds lange Zeit brach, nachdem sich der Meister neben Klez.e mit der Band Delbo, mit seinem Solo-Projekt And The Golden Choir und besonders als Produzent weitere, selbsttragende Standbeine erschaffen hatte. Nachdem das letzte Klez.e-Werk "Desintegration" bereits 2016 erschienen war, hatte eigentlich gleich das nächste Werk folgen sollen und die Arbeiten wurden auch bereits begonnen, als dann die Pandemie über uns hereinbrach. Anstatt die Sache dann zu erzwingen, entschied sich Siebert erstmal von seiner ursprünglichen Basis in einem Berliner Hinterhof-Studio mit seiner Frau nach Mecklenburg-Vorpommern auf einen alten Hof umzuziehen und sich dort auch ein neues Studio einzurichten. Als er dann schließlich auf den Klez.e-Reset-Knopf drücken wollte, hatte die Pandemie schon fertig und es gab neue Krisenszenarien, die es zu thematisieren galt.

Anders als die österreichische Band Culk - die andere maßgebliche, deutschsprachige Instanz in Sachen Depri-Rock - geht es Tobi Siebert und seinen Klez.e-Mitstreitern Daniel Moheit und Filip Pampuch nicht so sehr um Atmosphäre und Poesie, sondern vor allen Dingen darum, den großen Helden des New Wave-Sounds der ausgehenden 80er und frühen 90er Jahre - allen voran The Cure und Joy Division - ihre durchaus ernst gemeinte, musikalische Hochachtung zu erweisen, indem sie die Attitüde, das Sounddesign und die Stilistiken jener Art von Musik behutsam, aber konsequent in ein deutschsprachiges Setting überführen - und in dem Fall auch in ein äußerst zugängliches und kurzweiliges, dafür aber weniger rocklastiges Setting. In epischen Elegien macht sich Tobias Gedanken über die Unbilden unserer Tage und die "Erregung" und Betroffenheit, die diese allenthalben hervorrufen. Dabei gefällt dann besonders, wie viele interessante musikalische Ideen aus dem Düster-Noir-Setting Klez.e da zusammentragen und wie elegant sie diese dann zu attraktiven Songs - teilweise sogar mit Pop-Appeal - verdichten. Insbesondere im Mittelteil des Albums überraschen dann Songs wie die sicherlich unabsichtliche, aber dennoch brillante "Love Will Tear Us Apart"-Hommage "Mr. Dead & Mrs. Free" oder "Wie schön du bist" mit pulsierendem Drive und tatsächlich poppigem-Appeal. Gut so - denn anders als die Vorbilder wissen Tobi Siebert & Co. ja jetzt, was man besser bei dieser Art von Musik vermeiden sollte und übertreiben es nicht allzu sehr mit der Larmoyanz und der Monotonie. Statt eines weiteren Soundtracks zum Untergang ist so tatsächlich eine eher unterhaltsame Fahrt durch die Geisterbahn des Lebens entstanden... zugegebenermaßen allerdings bei Nacht und ohne Beleuchtung.


-Ullrich Maurer-


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