Die in New York geborene, heute aber in New Orleans lebende Musikerin Leyla McCalla wurde als "Tochter haitianischer Emigranten und Aktivisten" geboren. Fast schon logisch, dass es der Frau nicht genügen kann, in ihrer Musik mit US-amerikanischen R'n'B-Klischees zu hantieren. Nachdem McCalla zunächst als assoziiertes Mitglied der Carolina Chocolate Drops bei ihrer Kollegin Rhiannon Giddens in die Lehre gegangen war, entwickelte die klassisch ausgebildete Cellistin und Banjo-Spielerin im Laufe ihrer Solo-Karriere einen einzigartigen, persönlichen Crossover-Stil, den sie auf ihrem nun vorliegenden, fünften Album kunstvoll auf die Spitze treibt. So verquicken sich hier dann afrikanische und westliche Guitar-Vibes, Creole/Cajun, eklektische Rock-Elemente, amerikanische und haitianische Folklore, Psychedelia und Untertöne von Gospel, Blues und Freestyle-Jazz in einem letztlich dann doch sehr eigenständigen musikalischen Culture-Clash.

Während sich McCalla zuletzt dem Wirken der schwarzen Nashville-Songwriterin Alice Randall widmete, bezieht sie sich in ihren Lyrics dieses Mal auf höchst poetische Manier auf schwarze Feministinnen wie Alexis Pauline Gumbs, Octavia Butler und Adrienne Maree Brown, aber auch auf eine Rede des schwarzen Abolitionisten Frederick Douglass, der 1857 seiner weißen Zuhörerschaft vorwarf, dass diese sich mit ihrer bis dahin inkonsequenten Haltung zur Sklaverei eine "Sonne ohne Hitze" wünsche - woraus sich dann auch der Titel des Albums erklärt. Im Vergleich zu ihrer damaligen Kollegin Rhiannon Giddens (mit der sie bis heute freundschaftlich verbunden ist) arbeitet McCalla auf der musikalischen Seite weniger akademisch, während sie auf der politischen Ebene deutlich poetischer agiert - und hat sich auf diese Weise eine ganz eigene Identität im Kanon der "Songwriters of Colour" erarbeitet.