Die Antwort auf all die Gewalt: Musik machen, noch intensiver, noch schöner, noch hingebungsvoller! So steht's in der Info zum mittlerweile sechsten Stereo Total-Album, und so soll es sein. Die Welt ein wenig besser machen, und wenn's nur für einen Abend im Club ist oder vor den heimischen Boxen. Wie man weiß, stehen besonders Kinder und sogar Babies auf die Songs dieser Band. Und passend zum Albumtitel stellt sich natürlich auch sofort das Stereo Total-Micky-Mouse-Gefühl ein, diese Niedlichfinderei. Die billigen Synthesizer, der kokettierende Akzent, die geplante Naivität, das Minimalistische, die Lo-Fi-Garage, das Serge Gainsbourg-hafte, das ist immer noch und immer wieder très charmant, wenn es auch seine Längen hat. Trotzdem ist in all der Komik dieser Band, in all dieser Unbeschwertheit, in aller Albernheit immer das politische Moment, das Aufbäumen gegen die Zustände und für ein besseres Jetzt spürbar.

Dazu passen Titel wie "Babystrich", geschrieben für ihre eigene Christiane-F.-Vertonung in Berlin, oder "Europa neurotisch" - USA-Bemeckerer gibt es schließlich genug, da tut es gut, sich auch mal über Europa und seine Macken lustig zu machen. Ein großer Hit à la "Liebe zu dritt" lässt sich bisher nicht ausmachen (obwohl die Single "Ich bin nackt" sicherlich ihren Weg machen wird), dafür ist "Do The Bambi" ein homogenes Partykonstrukt mit vier niedlichen Beinchen zum Tanzen. Am besten sind Stereo Total immer dann, wenn sie den Punk an der Leine spazieren führen, wie bei "Hunger!" oder "La douce humanité". "Helft mir" ist dagegen vielleicht der reduzierteste Liebeskummersong der Musikgeschichte, der noch dazu die größte Ansammlungen an falsch betonten deutschen Worten enthält. Sehr schön auch die Coverversion von Nicos "Chelsea Girls" in der verstörenden Minimalversion. Es wäre übrigens interessant zu wissen, ob mit Stereo Total gefütterte Babies zu weniger nervenden Erwachsenden heranwachsen als die Kontrollgruppe. Zuzutrauen wär's ihnen.

Stereo Total-Webwheel