Viele Monde - genauer gesagt zehn Jahre - mussten vergehen, bis Multitalent, Öko-Indianer und Country-Legende Willie Nelson uns endlich mit dem nun vorliegenden Country-Reggae (oder Reggae-Country?) Album beglücken durfte. Warum diese nur auf den ersten Blick merkwürdige Fusion nun aber etwas so Bahnbrechendes sein soll, muss man wohl nicht unbedingt verstehen, zumal Willie Nelson hier im Prinzip nur auf Off-Beat gebürstet klingt. Seine Pipi Langstrumpf-Zöpfe hat er selbstverständlich nicht gegen Rastalocken eingetauscht. Und natürlich gehen die Berührpunkte zwischen Country (bzw. Willie Nelson) und Reggae auch über eine gewisse Pflanze, die das CD Cover von "Countryman" ziert, hinaus, handelt es sich doch in beiden Fällen um Volksmusik im besten Sinne.

Die Songs des Albums sind größtenteils alt ("One In A Row") oder sehr alt ("Darkness On The Face Of The Earth"), erstrahlen allerdings nach der Reggae-Verjüngungskur in ganz neuem Licht. Dazwischen findet sich mit dem Jimmy Cliff-Cover "The Harder They Come", bei dem Toots Hibbert gesangstechnisch aushilft, ein wahres Juwel.

Auch wenn "Countryman" bei Weitem kein Meilenstein wie "Spirit" ist, eine schöne Sommerplatte hat der rastlose Willie Nelson hier allemal abgeliefert. Möge sein Biodiesel-Tourbus noch lange laufen.