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25.10.2016
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KYNG

Kontraste zwischen hübsch und hässlich

Kyng
Black Sabbath, Led Zeppelin, Metallica, Slayer - die Referenzen sind schnell klar, wenn man das dritte Album der kalifornischen Heavy Rocker Kyng hört. Bei dem durchschlagskräftigen Trio trifft die Liebe zum klassischen Metal und dem Hard Rock der 70er-Jahre auf ein Faible für melodische Songs und durchdachte Texte. Seit fast zehn Jahren machen Sänger und Gitarrist Eddie Veliz, Bassist Tony Castaneda und Drummer Pepe Clarke Magana nun schon gemeinsame Sache, dabei sollten Kyng ursprünglich nur ein Side-Project sein. Doch schon bei der ersten Probe zu dritt war ihnen klar, dass sie zusammen mehr sein würden als nur die Summe der einzelnen Teile. Ähnlich verhält es sich mit dem neuen Album namens "Breathe In The Water", das die Stärken der Vorgänger unter der Regie von Clutch- und Lamb-Of-God-Produzent Machine neu bündelt. Schlagzeuger Pepe stellte sich dem Gaesteliste.de-Interview irgendwo in Pennsylvania, auf dem Weg nach Buffalo, New York, wo die Kyng-Tour mit Clutch und Zakk Sabbath startet. "Die Stimmung hier ist ziemlich entspannt", verrät er, "nur Highway und Bäume."

GL.de: Um mit etwas Allgemeinem zu beginnen: Wie definierst du gute Musik?

Pepe: Gute Musik ist für mich die, die mich emotional bewegt. Es gibt Musik, die unglaublich schwierig zu spielen ist, und die weiß ich auch zu schätzen, aber das Wichtigste ist, dass die emotionale Bindung da ist. Meine liebsten Emotionen beim Musikhören sind Traurigkeit und Wut. Alice In Chains sind ein gutes Beispiel für eine Band, die ich gerne höre, weil ihre Musik mich so traurig macht - auf eine gute Weise! Genauso gibt es Bands, mich selbst zerfleischen will, wenn ich sie höre. Bands wie Goatwhore oder Decapitated haben diesen Effekt auf mich, und für mich ist das gute Musik!

GL.de: Was war bei den Aufnahmen zu "Breathe In The Water" anders als zuvor?

Pepe: Als wir "Trampled Sun" machten, haben wir einfach das geschrieben, was uns in den Sinn kam, ohne dass wir eine festgelegte Richtung für die Band hatten. "Burn The Serum" war anschließend dann eine unglaubliche Lernerfahrung. Wir lernten, was für uns funktioniert und was nicht, und wir haben viel über das Songwriting gelernt und wie man das Fett aus Songs rausschneidet und letztlich bessere Lieder schreibt. Auch wenn diese Antwort ein Klischee ist: "Breathe In The Water" ist in vieler Hinsicht eine Kombination unserer Erfahrungen der ersten beiden Alben. Es hat die Elemente, die ich an "Trampled Sun" mochte, und das Know-how, das wir mit "Burn The Serum" angesammelt haben.

GL.de: Ihr habt auch dieses Mal wieder mit einem anderen Produzenten in einem neuen Studio gearbeitet. Auf was habt ihr vor eurer Zusammenarbeit mit Machine gehofft - und hat's funktioniert?

Pepe: Machine war uns von einer Menge Leute im Business wärmstens empfohlen worden und er hat einige meiner Lieblingsplatten produziert, also mussten wir nicht lange überlegen, ob wir mit ihm arbeiten wollten. Ich war nicht sicher, was ich erwarten sollte, aber ich wusste, dass ich daran arbeiten wollte, das Beste aus uns herauszuholen. Wir wissen ganz gut, was wir mögen und was nicht, aber uns ist auch klar, wie wichtig ein Paar frische Ohren sein können. Machine hat uns definitiv geholfen, unseren Sound besser zu verstehen, und hat geholfen, aus den Songs die besten Versionen herauszuarbeiten. Seine Methode ist extrem akribisch und langwierig, aber mit dem Resultat könnten wir nicht glücklicher sein!

GL.de: Generell gefragt: Wie wichtig ist die Umgebung beim Musikmachen für euch, oder kommt es nur darauf an, dass ihr drei zusammen seid?

Pepe: Beides ist wichtig! Natürlich ist es immer ideal, in einer dir vertrauten Umgebung zu sein, nah bei deiner Familie, deinem Heim. Bislang gab es da nie Probleme, weil Eddie und Tony in Los Angeles geboren und aufgewachsen sind, sie sind also nie weit weg von zu Hause. Ich habe 16 Jahre lang in L.A. gelebt und bin kürzlich nach Texas umgezogen, und deshalb hatten wir jetzt zum ersten Mal das Location-Problem. Also bin ich einmal im Monat nach L.A. zurück und wir haben uns für fünf bis acht Stunden eingeschlossen und die bestmöglichen Songs rausgehauen. Wir leben sehr von unserem Zusammenspiel!

GL.de: Gibt es irgendetwas, das ein Kyng-Song braucht, damit er einer von euren ist?

Pepe: Nee, glaube ich. Wir haben langsame Stücke, thrashige Stücke, Blues Shuffles - wichtig ist nur, dass wir das Stück durch und durch lieben. Die einzige Konstante ist, dass es immer Heavy Music mit hübschen Melodien ist. Das ist vermutlich das, was den Kyng-Sound ausmacht - der Kontrast zwischen hübsch und hässlich.

GL.de: Rückblickend, was war das Highlight eurer bisherigen Karriere?

Pepe: Mit Megadeth zum 25-jährigen Jubiläum von "Countdown To Extinction" zu touren! Das war eine unglaubliche Erfahrung! Ich bin ein Riesenfan von Megadeth, und von einem meiner Idole eingeladen zu werden, gemeinsam einen Monat auf Tour zu gehen, war ziemlich surreal!

GL.de: Das heißt, ihr lebt den Traum?

Pepe: Nun, was genau ist der Traum? Geld, Komfort und Luxus? Wenn es das ist, dann leben wir den Traum definitiv nicht. Wir genießen das Privileg, herumreisen zu dürfen und unsere Musik für Menschen überall im Land (und hoffentlich bald weltweit) spielen zu dürfen, aber das hat seinen Preis. Wir reisen in einem Van mit Anhänger, und das machen wir jetzt schon ziemlich lange so. Wir schlafen dort, wir essen dort… wir leben dort. Das ist in Ordnung, ich mag es, aber irgendwann denkst du: Warum machen wir das alles? Warum gehen wir durch die Hölle, um am Ende kein Geld zu verdienen und darum kämpfen zu müssen, von einem Ort zum nächsten zu gelangen, nur um Musik zu spielen? Dann stellst du fest, wie viel dir deine Kunst bedeutet. Du bist überzeugt, dass du etwas wirklich extrem Wichtiges machst, und auch wenn alle gegen dich sind und du gegen den Strom schwimmst - die Musik bedeutet dir so viel, dass du das aushälst. In dieser Hinsicht leben wir den Traum, es ist nur nicht der Traum, den die Leute sich vorstellen.

GL.de: Letzte Frage: Was macht dich als Musiker derzeit am glücklichsten?

Pepe: Ich denke, die meisten Musiker sind am glücklichsten, wenn sie auf der Bühne stehen. Die Verbindung zum Publikum, die Interaktion ist unglaublich. Es gibt nichts Tolleres, als von den Leuten inspiriert zu werden, für die du spielst!

Weitere Infos:
kyngband.com
facebook.com/Kyngband
www.youtube.com/user/KYNGband
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Kyng
Aktueller Tonträger:
Breathe In The Water
(Razor & Tie/Rough Trade)
 

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