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01.12.1997
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HURRICANE #1

Kommt in unsere Welt

Hurricane #1
Hurricane #1 kommen aus England. Sie rocken wie Scheiße. Die Songs sind Klassiker. Was gibt es sonst noch über die Band zu sagen?!? Nun, Sänger Alex und Bassist Will standen am 04.12.97 in Köln zur Verfügung...

Könnt Ihr die Entstehungsgeschichte von Hurricane #1 kurz anreißen...

Will: Nachdem Andy's alte Band, Ride, sich aufgelöst hatte, kam Gaz (drums) auf Andy zu und meinte, was auch immer er jetzt bandmäßig machen wollte, er möchte gerne mit ihm zusammenarbeiten. Das taten sie dann einige Zeit auch, haben ein paar Demos aus Songs von Andy aufgenommen, und Andy hat diese Demos immer wieder Alan McGee (Creation Records Boss) vorgespielt, und er mochte diese Songs und meinte, daß sie sich einen Sänger suchen sollten, weil Andy's Stimme nicht kraftvoll genug war, um diese Songs richtig zu singen. Daher wurde eine Suchanzeige in einer englischen Musikzeitung aufgegeben, und Alex war einer von ca. 200 Leuten, die sich beworben haben. Davon wurden dann drei Leute zum Vorsingen nach London eingeladen - ich war eigentlich nur als Standin-Bassist für diesen Tag geholt worden, und Alex war der erste auf der Liste. Es war eigentlich schon klar, daß sie Alex wollten, haben den anderen beiden aber auch noch ein paar Minuten gegeben. Einen Monat später rief Andy mich an, und fragte mich, ob ich nicht bei der Band einsteigen wollte, da das Jamming ja schon toll lief und sie einen Bassisten brauchten. Das war im Frühling 1996.

Alex: Ich habe zuvor in Schottland in ein paar anderen Bands gespielt, aber nichts besonderes. Will hatte mal bei Thee Hypnotics gespielt.

Alle Songs auf dem Debut wurden von Andy geschrieben - plant Ihr, bei den neuen Songs mitzuschreiben?

A.: Ja, da gibt es schon einige Pläne, und das nächste Album wird offen sein für uns alle. Wir haben schon ein paar neue Songs, u.a. auch die neue Single "Only The Strongest Will Survive", die im Februar erscheinen wird. "Never Mind The Rain" ist auch neu und wird auch auf dem nächsten Album sein [kann man auch auf der aktuellen Maxi "Step Into My World" finden...-db-].

Um nochmal auf die Demos zurückzukommen - unterscheiden sich die Demo-Version und die Endversionen auf dem Album sehr?!?

W.: Nein, nicht unbedingt. Viele der Demos waren damals von Andy und Gaz im Schlafzimmer aufgenommen worden, und als wir mit den Aufnahmen zur CD anfingen, meinte Alan McGee, daß wir diese Songs einfach nochmal als Demos aufnehmen sollten. Haben wir dann auch getan, und als er sie wieder hörte, meinte er: "Das ist das komplette, fertige Album!".

Da die Songtexte auch aus Andy's Feder stammen, muß es doch ein wenig schwierig sein, als Sänger diese Worte umzusetzen, oder?!?

A.: Nun, schwierig ist es nicht, sondern etwas anderes, denn ich war bis jetzt gewohnt, meine eigenen Lyrics zu singen. Aber es ist okay, denn ich mag die Songs, und das hilft. Du steckst vielmehr hinein, wenn Du die Songs magst. Ich habe aber auch schon meine eigenen, neuen Lyrics geschrieben, und wir werden sehen, was bei den Jam-Sessions herauskommt. Aber diese Texte brauchen nicht immer einen Hintergrund oder eine Bedeutung haben - hauptsache die Melodie ist gut!

W.: Einer der besten Texte überhaupt ist "Subterranean Homesick Blues", der absolut nichts bedeutet. Es sind nur Worte, die gut zueinander passen und gut klingen.

Was kann man denn von der Hurricane #1 Live-Show erwarten?

A.: Eine sehr lebendige, starke Show, so eine "in-your-face"-Show, einfach Rock'n'Roll. Wir sind zwar immer noch sehr nervös, wenn wir auf die Bühne gehen, aber da wir das alles auch sehr genießen, gewinnt man eine gewisse Selbstsicherheit.

W.: Es hängt auch sehr vom Publikum ab - ein gutes Beispiel ist da unsere Japan-Tour, die wir vor ein paar Wochen absolviert haben. Dort sind wir relativ erfolgreich und groß, und wir spielten dort vor Tausenden von Leuten, und es hatte teilweise Boy Band-Ausmaße, also mit kreischenden Girls und so weiter. Und auch so etwas gibt Dir Selbstvertrauen, aber so etwas funktioniert auch in kleineren Rahmen, wie zum Beispiel in England oder hier. Übrigens hat mich die Reaktion hier in Deutschland sehr überrascht, denn ich hätte nicht mit so vielen Leuten gerechnet.

Man muß doch eigentlich auch viel Selbstvertrauen mitbringen, um in diesem Musikgeschäft bestehen zu können, oder?!? Nerven diese Meet'n'Greets nicht manchmal?

A.: Hm, sie gehen mir nicht auf die Nerven, aber manchmal sind sie mir einfach überdrüssig, vor allem wenn wir auf Tour waren, dann ist man einfach müde oder hat keine richtige Lust darauf. Aber wir machen es gerne, wir sind auf dem Weg nach oben.

W.: Manchmal trifft man natürlich ein komplettes Arschloch, und man muß dann den richtigen Umgangston finden. Aber die meisten Leute, die man trifft, interessieren sich wirklich für diese Band, und das alles gehört zu unserem Job. Und da wir soviel Leute wie möglich erreichen wollen, müssen wir dieses Spiel mitmachen.

Was haltet Ihr denn vom aktuellen Musikgeschehen? Irgendwelche Lieblinge?!?

W.: Nun, ich interessiere mich in erster Linie nur dafür, was wir machen, aber es gab dieses Jahr natürlich auch andere großartige Platten wie zum Beipiel The Verve, Supergrass, Chemical Brothers, Prodigy, Orbital. Wir haben auch schon von Anfang an beschlossen, daß wir einige unserer Songs remixen lassen [die Ergebnisse kann man auf den Maxis hören...-db-], auch daher, weil wir die Sachen von Primal Scream toll finden. Außerdem ist es für eine Band sehr einfach - man gibt den Song an den Produzenten, und er macht eine neue Version davon. So einfach kann man einen neuen Song bekommen!

Ich habe so den Eindruck, daß besonders die Presse in England sich noch nicht einigen konnte, ob sie Euch nun mag oder nicht - nervt das?

Hurricane #1
A.: Manchmal. Es kann auch sehr den Plattenverkauf beeinflussen, denn die Leute lesen nunmal die Sachen, und wenn etwas negatives geschrieben wird, dann glauben die es leider meistens und kaufen die Platte nicht. Aber unsere Verkaufszahlen gehen ständig nach oben, und wir haben so der Presse gezeigt, daß wir doch gut sind. Die Presse meinte auch, wir würden jetzt schon gar nicht mehr existieren - aber, wir sind immer noch da, und unsere letzte Single war in den Top 20. Am Anfang war es schon hart, wenn mal ein negativer Artikel erschien, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Die Presse wußte bis jetzt nicht, was sie mit uns anfangen sollte, und ich denke, die nächste Single wird ihnen da sehr helfen.

W.: Die Presse ist schon ein eigenartiges Ding. Wenn jemand sagt, wir sind scheiße, und wenn er mir in einem Paragraph erklären kann, warum wir scheiße sind, dann ist das okay. Wenn aber jemand sagt, daß ich ein Arschloch bin und den Beruf wechseln sollte, und das unter einem ausgedachten Namen macht, dann ist das nicht okay - er soll mir das in's Gesicht sagen! Aber, das ist auch wieder ein Teil des Pakets...

Wie ist denn so die Reaktion in anderen Ländern?!?

A.: Schweden und Japan sind großartig, und jetzt sogar in Amerika, wo wir nur drei Shows gespielt haben und alle waren ausverkauft - das hat uns sehr überrascht. Und die Leute waren sehr interessiert.

W.: Irgendwie ist es auch gut so, daß wir eine Band sind, die man entweder liebt oder haßt. Es löst viele verschiedene Reaktionen aus, die teilweise sehr interessant sind.

A.: Ich denke, die Presse in England will uns eigentlich lieben, aber die haben ihre Köpfe in ihren Ärschen und haben diese "Wer-glaubt-ihr-eigentlich-wer-ihr-seid"-Art an sich. Wir kommen auch teilweise einfach falsch bei den Journalisten rüber - die meisten werfen uns Arroganz vor, aber wir sind nicht arrogant, sondern einfach nur selbstbewußt.

Arrogant waren sie wirklich nicht, sondern eher im Gegenteil - äußerst nett und offen für alles. Die anschließende Show war auch sehr überzeugend. Im Februar kommt also die neue Single heraus (zumindest in England), und die Jungs wollen in der ersten Hälfte '98 wieder nach Deutschland kommen, und ein paar mehr Gigs spielen. Hoffentlich!

[Erstveröffentlichung im Baby Talk-Fanzine #12, Dezember 1997]


Weitere Infos:
www.geocities.com/SunsetStrip/Frontrow/5814/h1.html
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Ullrich Maurer-



 

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