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02.04.2001
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JUD

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Jud
"Der Track 'Nowhere' ist das beste Beispiel dafür, was ich an Jud so liebe: Er ist heavy, dunkel und eher langsam", meint Sänger und Songschreiber David Clemmons über seine Band, die gerade mit "The Perfect Life" ihr neues Album auf den Markt gebracht hat. Seit 1996 verwirren Jud die einen, und verzaubern die anderen. Das ist das schöne an dieser Band, daß sie sowohl in als auch von Song zu Song andere Atmosphären erschaffen können (mal wütend rockend, mal langsam), und so die Meinung der Leute spalten.

Wenn man sich die abgedruckten Songtexte im Booklet ansieht, fällt auf, daß nicht wie sonst üblich der Songtitel alleine über dem Text steht, sondern jeweils die letzte Zeile vom Rest getrennt wurde - was steckt denn dahinter? David: "Das war eher ein Zufall - Andrea Hailer, die unser Cover designt hat, hatte einfach mit den Texten herumgespielt, und dann jeweils die letzte Zeile verschoben. Das hat uns sehr gefallen und mir ist nachher erst aufgefallen, daß jeweils dieser letzte Satz recht wichtig für den Song war, als ob es eine Art Essenz wäre. Das ist mir beim Schreiben gar nicht aufgefallen, und daher ist es klasse, daß Andrea die Texte so abgedruckt hat."

War das Cover des Vorgängers "Chasing California" ziemlich düster gestaltet, kommt das neue Cover mit hellen Farben und Wolken eher leicht daher, und dann natürlich auch noch der Titel "The Perfect Life". David: "Man könnte annehmen, daß es hier lustig und luftig zugeht, aber wir wollen damit keine Leute verarschen - wir wollen einfach ehrliche Musik machen, die unseren eigenen Stempel aufgedrückt bekommt, die unseren eigenen Stil hat, und diese Musik ist nicht für Millionen Leute gemacht, sondern sie ist eher für eine kleinere Gruppe von Leuten gedacht. Man könnte das in etwa damit vergleichen, wie sich zum Beispiel Leute für eine bestimmte Farbe in einem Gemälde begeistern können, oder eine bestimmte Kunst-Richtung. Darüber freuen wir uns sehr. Wir sind uns natürlich auch darüber im klaren, daß man seine Platten auch verkaufen muß, aber ich sehe da keinen Grund, warum das jetzt unbedingt gleich 15 Millionen Stück sein müssen - das ist einfach nicht nötig. Ich denke, es sollte einen Punkt geben, an dem eine Band einfach explodiert - wenn eine Band mehr als 15 Millionen CDs verkauft, sollte sie einfach explodieren, verschwinden und etwas anderes machen, Filme drehen oder sonst was. Die Kids sollten einfach mal Geld für andere, einzigartige Bands ausgeben - aber die sehen sie natürlich nicht, wenn alle dasselbe kaufen. Hm, das klingt nach Kommunismus..."

Was kann man denn über den typischen Jud-Fan sagen? Die Band hat in ihrer Karriere Hunderte Shows gegeben, und da trifft man ja den ein oder anderen mal persönlich. David: "Es sind normale Leute, mit denen man einfach alles machen kann - Freunde sein, zusammen arbeiten, Spaß haben, zusammen leben, also einfach normale Leute. Klar gibt es darunter auch Freaks, aber das ist gut so. Mir ist aufgefallen, daß wir auch sehr viele Leute anziehen, die eher Einzelgänger sind. Ich denke, wir geben diesen Menschen eine Möglichkeit, sich zu etwas dazugehörig zu fühlen. Ich gehöre genauso zu diesen Leuten, denn ich war mein ganzes Leben lang alleine, und selbst wenn ich in einem Raum mit Tausenden von Leuten bin, die ich kenne oder die mich kennen, fühle ich mich immer noch alleine. Das scheint auch mit in unsere Musik einzufliessen und dadurch ziehen wir halt Leute an, die einen ähnlichen Charakter wie wir haben." Dann ist es doch sicherlich eine Freude, Konzerte zu geben und gleichgesinnte Menschen zu treffen. "Ja, das ist wirklich großartig. Das Livespielen verbindet mich immer wieder mit der Erde, verbindet mich mit den Leuten, und ich habe die Möglichkeit, etwas zurückzugeben, denn ich habe doch sehr viel Gutes im Leben erhalten, und so kann ich im Gegenzug etwas zurückgeben. Das mögen vielleicht nur eine Handvoll Leute, aber das ist besser, als wenn Tausende zum Konzert kämen und der menschliche Kontakt fehlt - dieser menschliche, persönliche Kontakt ist sehr wichtig im Leben, vor allem in der jetzigen Zeit, in der es diese unglaublichen Menge an elektronisch verarbeiteter Information gibt, und das persönliche Gespräch sehr oft in den Hintergrund tritt. Ich mag den persönlichen Kontakt."

Jud
Wie war denn dieser Kontakt während der Aufnahmen zum neuen Album, "The Perfect Life"? David: "Es gab da einen Moment, an dem alles stimmte. Als wir 'As Long As The Sun Is Out' aufnahmen, und ich mich gerade mit dem Gesang beschäftigte, war meine Freundin (die jetzt meine Frau ist) im Studio, dazu dann natürlich meine besten Freunde und Band-Mitglieder Steve und Hoss, und da habe ich zum ersten mal in meinem Leben gefühlt, daß sowohl die musikalische als auch die persönliche Seite gestimmt hat." Da David sehr viel Zeit sowohl in Berlin und Los Angeles verbringt, ist er natürlich mit Jud sehr oft in Deutschland unterwegs - so auch wieder ab Ende April. Also, hingehen und den Kontakt machen. Es lohnt sich.

Weitere Infos:
www.judtv.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Jud
Aktueller Tonträger:
The Perfect Life
(Nois-O-Lution/TIS)
 

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