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01.10.2001
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JANSEN

Die junge Rentnerband

Jansen
Auf die Überlegung hin, daß die Klangwelt von Jansen doch sicherlich gut als musikalische Altersversorgung zu gebrauchen wäre, meint der namensgebende Vorsitzende, Markus Maria Jansen: "Ja, das stimmt. Bei M. Walking On The Water (Markus' letztem Bandprojekt) ging es doch immer ein bißchen rauher zu. Mein Knie ist auch kaputt, da kommt es mir schon entgegen, daß wir bei Jansen alles ein bißchen ruhiger angehen lassen. Es sitzen die Leute bei uns auch öfters mal." Was nun nicht heißen soll, daß Jansen eine Altherrenband sind. Aber: Irgendwie muß man sich mal überlegen, was man denn anstelle von Rock oder Pop bieten will - wenn man denn seine Laufbahn langfristig betrachtet.

Und das tut Markus. "An der letzten Scheibe habe ich ein Jahr gearbeitet. So lange wie noch nie. Ich war jeden Tag im Studio." Was dadurch zu erklären ist, daß er dieses im Hause hat. Die Arbeit am neuen Album, "Prepost", unterschied sich dann auch von der am eher zufällig entstanden Debütalbum. "Wenn du Musik machst, machst du das ja auf eine bestimmte Weise", überlegt Markus, "du versuchst dann halt, irgendetwas anders zu machen, um nicht der Routine zu verfallen." Warum sind auf einmal z.B. so viele elektronische Sounds auf dem neuen Album? "Das lag daran, daß ich viel mit meinem Elektronik-Projekt Collie gearbeitet habe. Da bleibt natürlich etwas hängen. Dann haben wir in der Kulturfabrik in Krefeld jetzt ein paar Jahre lang alternative Christmetten zu Heiligabend mit dem Jansen Orchester aufgeführt - mit Streichern und Bläsern - da fragt man sich dann natürlich, wie sich so etwas aufgenommen anhörte - deswegen die Streicher." Die sich sehr schön in das Gesamtkonzept intergrieren, und irgendwie auf ihre unsüßliche Art an Michael Nyman erinnern. "Ich habe nichts gegen süßliche Streicher", wendet Markus ein, "und Sachen wie Philipp Glass und Steve Reich habe ich früher auch gerne gehört. Aber für die Arrangements habe ich meine Axels - Axel Ruhland und einen jungen Geigenspieler, der auch Axel heißt... - der kommt von einer Art-Rock Band und kennt sich auf dem Gebiet sehr gut aus. Wenn alles klappt, kommt der auch mit auf Tour." Streicher, Bläser, Elektronik - das weicht doch alles ein bißchen vom Low Fi Konzept der ersten Scheibe ab? "Nun ja, Jansen war ja zunächst als 8-Spur Projekt geplant", stimmt Markus zu, "jetzt haben wir immerhin 16 Spuren. Es ging auch irgendwann die Bandmaschine kaputt, woraufhin wir dann auch Sachen in ProTools gemacht haben. Das war auch eine sehr interessante Erfahrung." Wie entstehen denn die Songs? "Das kann man so einfach nicht sagen", überlegt Markus, "nimm z.B. 'Elektromops', das fing mit einem Staubsauger namens 'Elektromops' an - da dachte ich mir, daß man da mal einen Song drüber machen sollte. Dann kamen diese Anzeigen für diese japanischen Roboterhunde - so kam eins zum Anderen."

Jansen
Für jemanden, der neben Punk und New Wave über Bob Dylan zur Musik gekommen ist, erzählt Markus ziemlich wenige Geschichten. "Meine Freundin hat ein Kind", versucht Markus das einzuordnen, "dem erzähle ich manchmal Geschichten - obwohl die zuweilen ins Dadaistische abdriften. Aber in der Musik habe ich in der Tat keine Geschichten zu erzählen." Liegt das vielleicht an der deutschen Sprache, die Markus - im Gegensatz zu M. Walking - bei Jansen verwendet? Auf die Frage, was denn der Unterschied im Vortrag ist, meint Markus: "Ich kann es nur besser verstehen und mich besser ausdrücken. Das Deutsche ist außerdem eindeutiger als das Englische." Neben der üblichen CD-Produktionen sind Jansen noch auf dem Gebiet der Filmmusik tätig. So z.B. für den Film von Jansen-Bassist Philip Lethen "Wolfsberg". "So fing das mit Jansen ja an", erinnert sich Markus, "ich hatte da diese Stücke aus meiner Arbeit für Filmmusik für den Stefan Schneider Film 'Erntezeit' und dachte mir, daß man da mal ein paar deutsche Texte zu schreiben solle. Dann setzte ich mich mit Philip zusammen, der auch ein begnadeter Musiker ist und so kam die Sache ins Rollen. Philip arbeitet übrigens gerade an einem neuen Film." Zunächst aber steht mal die aktuelle Jansen Tour im Oktober an...

Weitere Infos:
www.fuego.de/jansen
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Jansen
Aktueller Tonträger:
Prepost
(Normal/Indigo)
 

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