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06.03.2002
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BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB

Abwarten

Black Rebel Motorcycle Club
Auf Tour zu sein, kann sehr stressig werden. Vor allem, wenn man vorher auch noch einen Ersatz-Drummer einarbeiten muß und während der Tour von der Grippe geplagt wird. Die Rede ist von Black Rebel Motorcycle Club, der neuen Rock-Sensation aus San Francisco, die zur Zeit sowohl die Clubs als auch die komplette Medien-Landschaft in Aufruhr versetzt. Gaesteliste.de traf auf einen sichtlich angeschlagenen Peter Hayes.

Black Rebel Motorcycle Club - Peter Hayes (voc, guitar), Robert Turner (voc, bass), Nick Jago (drums) - besitzt die Gabe, eine besondere Mischung aus Rock N Roll, Psychedelic und Melodie zu kreieren, musikalisch könnte man das alles in die Spacemen 3-, Spiritualized-, Jesus And Mary Chain-, The Verve-, Velvet Underground-Ecke stecken. So etwas klingt hervorragend und sorgte vor allem in England, aber auch hierzulande vielerorts für Aufregung. Ist sich die Band dessen eigentlich bewußt, daß sie hier auf dem Kontinent wahrscheinlich mehr Respekt bekommt als in ihrer Heimat? Peter: "Das weiß ich gar nicht so genau. Da warten wir lieber ab, was noch passiert, und ich wäre eher vorsichtig, ob das nun Respekt oder Interesse ist. Der Respekt-Teil kommt dann wohl erst später." Front-Cover hier, großes Feature dort, zusammen mit Oasis in der Royal Albert Hall in London spielen, dazu TV-Auftritte - wird das alles zuviel oder akzeptiert man dies alles als einen Teil des Jobs? "Das ist alles ein Beitrag, um die Band bekannt zu machen, und wir machen das auch vor allem wegen Nick, damit er auf legalem Weg die Staaten verlassen kann. Der Rummel wird sich hoffentlich auch wieder legen, aber es ist schon okay, wenn auf diese Weise der Welt sagen können, daß es uns gibt. Deswegen haben wir uns auch dazu entschieden, auf dem Cover unsere Gesichter abzubilden, um die Leute nicht zu verwirren. Wir hätten ja auch irgendwelche psychedelischen Bilder nehmen können, aber das sparen wir uns vielleicht für das nächste Album auf. Auf den 7"-Singles hat aber Nick das Artwork gestaltet und es war uns wichtig, seine Kunst veröffentlichen zu können." War es denn eine große Überraschung, direkt mit der ersten Platte solch einen Erfolg zu verbuchen, und vor allem eine größtenteils ausverkaufte Tour zu vermelden? Oder hat man das alles irgendwie gehofft und einkalkuliert? "Das war schon sehr überraschend, und es ist toll! Aber man muß abwarten, wie das beim nächsten Besuch wird. Die Presse hat uns sehr geholfen, die Leute zu den Shows zu holen, und nun liegt es an der Reaktion des Publikums, ob wir auf der nächsten Tour diese Clubs wieder füllen können oder nicht. Das wird sehr interessant werden."

Interessant sind auch die Aussagen der Leute, wenn man sie nach BRMC fragt - "Großartige Rock N Roll-Band" fällt oft, und die meisten nennen die eher lauteren Stücke des Albums, dort, wo es richtig rockt. Ist es nicht frustierend, auf so einen bestimmten Sound - in diesem Fall den lauten - festgenagelt zu werden, obwohl man doch viel mehr zu bieten hat? "Nein, frustrierend ist es nicht. Es gibt viele Bands da draußen, die auf einem Album immer wieder den gleichen Song aufnehmen - sowas könnten wir nicht, und sowas wollten wir auch nicht, denn wir wollen den Leuten eine größere Vielfalt geben. Wir können laut oder ruhig oder rootsy sein, so etwas mögen wir. Ich würde es hassen, wenn alle Songs unseres Albums gleich klingen würden. Es gibt auch eine Seite der Band, die eher in Richtung Roots bzw. Americana geht, Johnny Cash, Bob Dylan. So etwas machen wir öfters, wenn wir im Studio sind, also einfach mal akustische Nummern spielen. Über die Reaktionen kann ich mich auch nicht wirklich beschweren, denn jeder empfindet das Album anders, und wenn es dazu führt, daß sich die Leute für unsere Musik interessieren, um sich selbst eine Meinung zu bilden, ist das noch besser." Meinungsbildend sind natürlich auch die Konzerte - hält man sich überwiegend an die Album-Versionen oder wird hier und da improvisiert, denn die Songs sind für sowas sehr einladend. "Nein, wir halten uns eher an die Album-Versionen, besonders auf dieser ersten Tour, damit man nicht alle sofort verwirrt. Wir mögen es auch nicht, Dinge sehr zu verändern - ein Song ist ein Song, und so soll es auch bleiben."

Black Rebel Motorcycle Club
Dann wird es wohl eine große Umstellung gewesen sein, Pete Salisbury (Ex-The Verve) als Ersatz für Nick Jago an den Drums für die Europa-Tournee einzuarbeiten, oder?!? [Hintergrund: Nick kann wegen Visa-Problemen die Staaten derzeit nicht verlassen, weil er sonst nicht wieder einreisen dürfte!] "Es war eher das Gegenteil der Fall, denn Pete hat sich aus eigenen Stücken um den Aushilfs-Job beworden und ist dann vor der Tour zu uns nach Amerika gekommen, um zusammen mit Nick die Stücke zu lernen. Dabei hat er auch seinen eigenen Stil geopfert, denn sein Drum-Sound ist ja eher 'trancesy' und fließend, und so hat er für uns mehr in Richtung Rock N Roll umgeschult." Das hat dann auch während der Tour bestens funktioniert, und wenn die Band wieder in der Original-Besetzung antritt, dürften ja auch schon wieder einige neue Songs fertig sein. "Tja, wir hatten schon viele Songs für das nächste Album fertig, aber irgendwie sind einige der Aufnahme-Tapes verschwunden - wir wissen selbst nicht, wie zum Henker das passieren konnte. Jetzt haben wir zwar noch ein paar Tapes, aber dort sind dann z.B. nur bestimmte Teile eines Songs drauf, die anderen Teile sind verschwunden! Das ist alles sehr bizarr, aber auch nicht so schlimm, denn die Songs sind ja noch in unseren Köpfen und wir können sie jederzeit neu aufnehmen." Etwas oder jemanden zu verlieren scheint sowieso ein Dauerthema der Band zu sein, vor allem in den Texten, in denen oft etwas oder jemand abhanden kommt. Sind das persönliche Erlebnisse? "Ja, schon, aber ich würde es eher als etwas umschreiben, was man dachte, haben zu müssen, oder einfach, sich an etwas - Wahrheit, Liebe, irgendwas - halten zu können. Oder danach zu suchen." Bleibt zu hoffen, daß BRMC noch viele Songs zustande bringt, sie nicht verliert und demnach veröffentlichen kann. Wert sind sie es auf jeden Fall.

Weitere Infos:
www.blackrebelmotorcycleclub.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Black Rebel Motorcycle Club
Aktueller Tonträger:
Black Rebel Motorcycle Club
(Virgin/EMI)
 

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