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03.10.2000
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MORGAN

Alles nur ein schrecklicher Unfall

Morgan
Morgan, ein netter junger Mann aus England, kann das alles noch gar nicht fassen: Eine Platte mit seinen Songs wird veröffentlicht, die Presse ist auch sehr interessiert, er konnte schon ein paar Single-Of-The-Week-Preise in England einheimsen - "Nichts von alle dem sollte eigentlich passieren", meint Morgan ganz trocken dazu.

Was auch kein besonderes Wunder ist, denn zuerst fällt einem da sein Plattenlabel in's Auge: Source aus Frankreich mit Sitz in London. Und Morgan als Engländer auf einem französischen Label? Morgan: "Tja, das ist schon sehr seltsam, oder?!? Es ist alles absolut verkehrt herum gelaufen, ich kann es selbst kaum fassen, aber es ist schon in Ordnung" Das hört sich ja nun alles sehr unorganisiert an, und daher kann man den Titel seines Debut-Albums "Organized" natürlich nur als Witz auffassen. Morgan: "Ja, stimmt schon, denn das alles war gar nicht geplant. Ich hatte ungefähr acht Jahre lang einfach so für mich Musik gemacht, mit allem möglichen Zeugs herumexperimentiert. Eines Tages habe ich dann ein Tape meines kleinen Bruders in die Hand bekommen, das er heimlich in den Erdkundeunterricht hereingeschmuggelt und dort einen Spaß-Rap über Miss Parker, seine Lehrerin, verewigt hat. Das war so lustig und mir kam die Idee, das in einen Song zu packen, und so entstand 'Miss Parker'." Eigentlich aus Spaß wurde der Song dann auf Vinyl gepreßt und rausgeschickt, und plötzlich war er im Radio und vor allem Single-Of-The-Week.

Morgan
Morgan's Songs kann man am besten in die Mamas and the Papas und Crosby, Stills und Nash Ecke packen, die Hammond-Orgel (übrigens gehörte die mal Pete Townsend) ist überall zu hören. Morgan: "Ich wundere mich auch, daß die Platte so gut angekommen ist, denn ich denke, es ist schwer, sie im Plattenladen richtig einzuordnen - es paßt nicht wirklich in die Indie-, R'n'B- oder HipHop-Ecke, wohl mehr unter Re-Issue." Auf der Platte wird er übrigens von seiner Familie tatkräftig unterstützt - ganze Generationen tummeln sich da, alle leisten ihren Beitrag. Morgan: "Eigentlich wollte ich ja richtige Studio-Musiker für die Aufnahmen holen, aber als wir den Leuten vom Label die ersten Aufnahmen, die ja mit meiner Familie entstanden sind, vorgeführt haben, meinten die nur, daß wir das auf jeden Fall so lassen sollten." So überließ er den Gesang größtenteils den anderen, singt nur auf dem Track 'Flying High' selbst und ist ganz froh darüber.

Da man ja die Familie nie unter einem Hut bringen kann, wird es wahrscheinlich nur sehr, sehr wenige Live-Konzerte geben - ein paar Showcases in London sind geplant, sonst vorerst nichts. Wenn es nach Morgan ginge, würde er sowieso in Zukunft nur noch Soundtracks für Filme schreiben, da viele seiner Songs instrumental angelegt sind, "aber dafür muß man wahrscheinlich erstmal älter sein, damit man da rein kommt. Ich hätte gerne für die Vincent Price-Horror-Klassiker die Musik geschrieben...", meint Morgan dazu. Wie gesagt, hier läuft alles den falschen Weg lang und es ist ja alles nur ein Zufall, aber solange es gut geht...

Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Morgan
Aktueller Tonträger:
Organized
(Source/Virgin)
 

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