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15.07.2016
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THE AVETT BROTHERS

"Ich kann kaum glauben, dass wir es so weit gebracht haben!"

The Avett Brothers
"Ohne dass mich jemand darauf hätte stoßen müssen, war mir schon mit vier Jahren klar, dass ich mal Rockstar werde", erinnert sich Scott Avett lachend beim Gaesteliste.de-Interview. Gut 35 Jahre ist das nun her,und inzwischen ist der Kindheitstraum des Amerikaners längst wahr geworden. The Avett Brothers, die Band, die der Musiker aus North Carolina vor rund 20 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Seth gründete, füllt nun zumindest in den USA die größtmöglichen Hallen und stürmte gerade mit ihrem just veröffentlichten neunten Studioalbum "True Sadness" an die Spitze der US-Verkaufscharts. Seine Karrierenotfallpläne - Kunstlehrer, Bauarbeiter, Landschaftsgärtner oder Landwirt - konnte der 40-Jährige inzwischen einmotten, Träume hat er aber natürlich immer noch.

"Ich sehe meine Träume heute anders, denn wie Willie Nelson mal sang, man muss aufpassen, dass die Träume nicht anfangen, dich zu träumen", erklärt Scott. "Man muss sie verfolgen, damit sie auch Realität werden. Ich habe heute mehr Träume als je zuvor, aber ich gehe viel vorsichtiger damit um, denn inzwischen ist mir klar, dass jede Erfüllung einer meiner Träume zur Folge hat, dass ich mich in ein Flugzeug setzen muss, das mich von meiner Familie trennt." Nicht zuletzt deshalb haben sich The Avett Brothers für den Nachfolger des 2012er-Erfolgsalbums "The Carpenter", mit dem sie die Grenzen zwischen althergebrachtem Country und Folk auf der einen und Pop mit modernem Anstrich auf der anderen Seite ausloten, viel Zeit gelassen, oder wie Scott sagt: "Heute geht es uns weniger darum, was wir erreichen können. Kann ich den besten Song aller Zeiten schreiben? Vielleicht! Muss ich das die Welt sofort wissen lassen? Nicht unbedingt!" Für ihre neue Platte nahmen sich die Avetts allerdings nicht nur mehr Zeit als je zuvor, sie experimentierten auch munter drauflos. "Ich habe einen Synthesizer in meinem Studio und derzeit einen Heidenspaß daran, damit herumzuspielen und mir all die Sounds anzuhören, die ich zuvor noch nie gehört habe, weil ich noch nie ein elektronisches Instrument in meinem eigenen Studio benutzt habe", verrät Scott. "Das finde ich wirklich aufregend, fast so, als wäre ich wieder ein kleiner Junge!"

Doch nicht nur klanglich setzen die Avetts inzwischen auf eine größere Bandbreite, auch die Herangehensweise ihres inzwischen vom Quartett zum Septett erweiterten Ensembles war dieses Mal eine vollkommen andere. Bei ausgedehnten Sessions mit ihrem langjährigen Produzenten und Vertrauten Rick Rubin nahm die Band alle Songs gleich mehrmals auf. Erst in kleiner Besetzung zu dritt, dann mit allen sieben Musikern gemeinsam in einem Raum, und parallel entstanden sogar noch elektronisch durchsetzte Remixe, die ganz am Schluss mit handgemachten Parts veredelt wurden. Letztlich landeten Aufnahmen aus allen Produktionsphasen auf der Platte. "Der wichtigste Faktor bei diesem Album war sicherlich, dass wir die Songs so gründlich wie möglich abgeklopft haben, bevor wir uns am Ende für die eine oder andere Version entschieden haben", ist Scott überzeugt.

Dem Titel zum Trotz ist "True Sadness" kein depressives Album. The Avett Brothers glauben daran, dass unsere Zukunft nicht in Stein gemeißelt ist und dass der Wille, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und es zu verbessern, am Ende von Erfolg gekrönt sein wird - und seien die Rückschläge entlang des Weges auch noch so desillusionierend. "Wir haben über die Jahre immer wieder Reinfälle und Misserfolge erlebt, aber wir haben sie stets als Ansporn begriffen!" sagt Scott bestimmt. Vermutlich ist es nicht zuletzt diese Grundeinstellung, die die Band im Fahrwasser der seelenverwandten Mumford & Sons zu waschechten Stars gemacht hat. Vor wenigen Wochen stand sogar ein Konzert im altehrwürdigen Madison Square Garden in New York City auf dem Programm - und auch wenn Scott schon als Kind vom Rockstartum träumte, das hätte er sich nun wirklich nicht vorstellen können. "Ich habe die Tendenz, mein Licht ein wenig unter den Scheffel zu stellen, aber hier muss ich sagen: Das ist eine riesengroße Sache", freut er sich. "Ich kann kaum glauben, dass wir es so weit gebracht haben!"

Weitere Infos:
www.theavettbrothers.com
www.facebook.com/theavettbrothers
de.wikipedia.org/wiki/The_Avett_Brothers
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
The Avett Brothers
Aktueller Tonträger:
True Sadness
(Universal)
 

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