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22.02.2001
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KINGS OF CONVENIENCE

Der König möcht' kegeln...

Kings Of Convenience
Die Könige der Bequemlichkeit sind das Duo Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe aus dem norwegischen Bergen. Die beiden machen sparsam arrangierte, akustisch orientierte Minimal-Songs mit schönen Melodien und harmonischen Harmoniegesängen. Die Debüt-CD heißt "Quiet Is The New Loud" und so klingt sie auch. Norwegen ist zwar als Land der Einsamkeit, der Stille und der hohen Alkoholpreise bekannt. All das hat aber nur am Rande mit dem Konzept der Könige zu tun.

Erlend Øye beschreibt die semi-dramatische Genesis des Projektes folgendermaßen: "Eirik und ich waren zusammen auf derselben Schule. Wir waren aber in verschiedenen Klassen. Dann haben wir an einem landesweiten Geographie-Wettbewerb teilgenommen, den ich gewann. Er wurde zweiter. Später trafen wir uns dann immer mal wieder. Ich gründete eine Band und irgendwann kamen wir zusammen und begannen, Songs zu schreiben. Die Idee, dies akustisch zu tun, ergab sich einfach aus dem Umstand heraus, daß eben akustische Gitarren verfügbar waren. Einen unserer ersten Auftritte hatten wir in Covent Garden in London. Dafür brauchten wir einen Namen. 'Kings Of Convenience' ergab sich dann daraus, daß wir eben akustisch spielten und keine Anlage aufzubauen brauchten. Außerdem war ich damals mit einem Mädel zusammen, deren Eltern ein Umzugsunternehmen hatten. Der Umzug nach London war also auch ganz bequem." Und was hat es mit der antithetischen Theorie bezüglich der lauten Leisigkeit auf sich? "Nun, in der Band spielte ich damals immer Rockmusik. Da ist das ja so, daß man immer auf die lauteste Stelle im Lied wartet, um dann loszurocken. Wir überlegten uns dann, was wäre, wenn man das Prinzip umkehrte, wenn also die Leiseste Stelle im Song das Wichtigste wäre." Und das klappt? "Das hängt von den Songs ab", meint Erlend, "und es erfordert Disziplin. Eirik und ich schreiben unsere Songs zusammen. Unser Gesang ist hierbei sehr wichtig - da legen wir viel Wert drauf."

Was aber noch nicht den stillen Anticlimax erklärt. Doch Erlend hat hier eine fundierte Philosophie: "In unseren Songs passiert nicht soviel. Unsere Melodien bewegen sich in einer Art Welle. Wenn sich dann etwas verändert - sei es der Gesang, oder die Melodie - dann ist es besonders auffällig. Außerdem sind unsere Tracks sehr sparsam instrumentiert, da fallen denn ein paar Piano-Töne oder ein wenig Cello doch schon sehr auf." Das stimmt. Die Stücke der Kings Of Convenience kommen sehr simpel rüber, stecken aber voller kleiner Details. Während die Musik stilistisch vollkommen offen ist, gemahnt der Gesang des Duos in seiner beiläufigen Art an Simon & Garfunkel. "Es ist ganz schön schwierig, beiläufig zu klingen", erklärt Erlend das, "wir geben in unseren Stücken nur Denkanstöße - den Rest muß der Hörer dazu geben. Ich möchte in Zukunft auf jeden Fall anspruchvollere Stücke machen - so in der Art Sinatras (singt dazu ein neues Stück mit vielen melodischen Wendungen). Es ist mir auch wichtig, mehr auf Entertainer zu machen und diese Stücke entsprechend vorzutragen. Aber in der Art wie die alten Entertainer, nicht wie Robbie Williams, der sich einfach Versatzstücke zusammensucht, die jeder mag. Das ist zu einfach."

Kings Of Convenience
Schau'n wir mal. Zunächst muß man den KOC attestieren, daß sie sich durchaus eine Nische für sich erspielt habe. "Ja, und der NME hat aus 'Quiet Is The New Loud' sogar schon eine ganze Bewegung gemacht", triumphiert Erlend nicht ohne Stolz. Als nächstes soll es von den KOC eine rein akustische Live aufgenommene "Momentaufnahme" geben und dann eine üppig produzierte CD - weil das wieder etwas vollkommen anderes ist. Vielleicht ist es ja gut, daß es noch Leute wie die KOC gibt, die erst einmal nachdenken, bevor sie etwas zu Tonträger bringen...

Weitere Infos:
www.kingsofconvenience.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Kings Of Convenience
Aktueller Tonträger:
Quiet Is The New Loud
(Source/Virgin)
 

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