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14.03.2001
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ALPHA

Das Alphateam

Alpha
Wer Alpha sagt, der muß auch Omega sagen. Diesen Spruch, vor dem uns schon unsere Großeltern warnten, müssen sich auch Corin Dingley und Andy Jenks alias Alpha auf die Fahnen geschrieben haben. Bereits mit Ihrem Debut, "Come From Heaven" boten sie eine beeindruckende Mixtur aus angesagten Sampler-Extravaganzen gepaart mit warmherzig, jazziger Tristesse. Diesem Rezept bleiben sie auch auf dem Nachfolger, "The Impossible Thrill" treu, der - nicht ohne Logik - auf dem Massive Attack Label Melankolic erscheint.

Nur: Diesmal ist alles echt. Bis auf ein paar dezente Loops und Soundspielereien wurde alles live eingespielt - auch die üppigen Streicher-Sätze. "Wenn es um Pianos oder Strings geht, kannst du nicht mit Keyboards arbeiten - das würde man hören", meint Andy Jenks hierzu, "das war alles sehr teuer, hat unheimlich lange gedauert - mit Unterbrechungen haben wir zwei Jahre gebraucht - und war sehr arbeitsintensiv, hat sich aber gelohnt." In der Tat. Seit Portishead hat man kein ambitionierteres Werk mehr in dieser Richtung gehört. Alpha kommen auch aus Bristol und stehen dazu. Ansonsten gibt's einen grundsätzlich anderen Ansatz als bei den berühmten Vorgängern. "Wir arbeiten mit verschiedenen Sängern zusammen", erläutert Andy, "und diese schreiben auch die Texte der Songs, die sie singen. Wir sind für die Musik zuständig." Und diese kann sich hören lassen. Fernab jeglicher gewohnter Pfade eröffnet sich dem Hörer ein vielschichtiges, komplexes Universum verschiedener Sounds, Stile und Stimmungen irgendwo zwischen Scott Walker und Brian Wilson - dennoch mit einem wiedererkennbaren Sound. Wie macht man so was? "Nun wir kommen ja nicht von der traditionellen Songwriterschule", beschreibt Corin Dingley den Prozeß, "wir fangen mit irgendwelchen Ideen an und häufen im Prinzip so lange Spur auf Spur bis keine mehr frei sind." Ganz so einfach wird es doch wohl nicht gewesen sein. Wer schreibt denn die String-Arrangements - die zuweilen den hauseigenen David Arnold neidisch werden lassen müßten. "Wir können keine Noten schreiben", gibt Andy zu, "sondern spielen die Stücke auf Keyboards vor, dann geben wir das jemandem, der Partituren schreiben kann. Ich hätte mir früher auch nicht vorgestellt, daß ich mal vor einem Orchester stehe und dieses anleite. Das muß aber sein, da man irgendwie mit den Strings arbeiten muß." Alpha klingen mit ihrer melancholischen Mitternachtsmusik sympathisch altmodisch. "Wir haben uns eher überlegt, was wir nicht machen wollten, als wir das neue Album angegangen sind", erklärt das Corin, "und wir wollten keinen Beat im Vordergrund haben - das ist das was zur Zeit angesagt ist. Es ging uns eher um Songstrukturen." Freie Hand hingegen auch die Sänger - Martin Barnard, Wendy Stubbs und Helen White, die den Stücken ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken. "Wir involvieren die Sänger recht früh", verrät Corin, "spielen ihnen Rough-Takes vor und manchmal möchten alle dasselbe Stück singen. Das ist ganz witzig. Der Albumtitel stammt übrigens aus einem Song-Text." "Ja, er bezeichnet sowohl die Stimmung des Albums, wie auch den Zustand, den wir eigentlich erreichen wollten", ergänzt Andy, "es ist uns noch nicht ganz gelungen - deswegen 'Impossible Thrill' - aber wir arbeiten daran."

Alpha
Bei soviel angehäuftem Musikgut fragt es sich natürlich, wie man das denn live reproduzieren will? "Da sind wir recht zuversichtlich", wiegelt Andy ab, "wir wollen auf jeden Fall einmal mit einem Orchester auftreten. Ansonsten können wir die Sounds mit Samplern und Keyboards reproduzieren. Rhythmus und Gitarre kommen auf jeden Fall live hinzu. Das kann aber noch einen Moment dauern, denn momentan schreiben wir gerade an neuen Stücken, und da wollen wir uns nicht durch eine Tour aus dem Rhythmus bringen lassen."

Weitere Infos:
www.alphaheaven.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Alpha
Aktueller Tonträger:
The Impossible Thrill
(Melankolic/Virgin)
 

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