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18.04.2001
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I AM KLOOT

Wer ist Kloot?

I Am Kloot
Bei einer Band, die sich "I Am Kloot" nennt, interessiert man sich natürlich schon dafür, wer oder was denn nun besagter "Kloot" ist. Hier jedoch blockiert das Trio aus Manchester, daß seit einiger Zeit mit seiner akustisch orientierten Rock-Musik Furore macht. "Irgendwann einmal werden wir dieses Geheimnis lüften", erläutert Bassist Pete, "aber bis dahin muß sich jeder selber seine Gedanken machen. Es ist aus zwei Dingen zusammengesetzt, soviel sei verraten." Was ja nicht entscheidend weiter hilft.

Was ist denn der Grund für diese Geheimniskrämerei? "Ich will die Leute ja nicht bevormunden", windet sich Pete, "das bleibt der Interpretation jedes einzelnen überlassen. Ich habe mich in der Schule auch immer geärgert, wenn uns die Lehrer erklären wollten, was dieser oder jene Künstler mit dieser oder jenen Äußerung gemeint hat. Es gibt keine allgemeingültige Meinung." Was auch für die Texte gilt, die Sänger Johnny schreibt. Obwohl diese eine poetische Ader aufweisen, ist es ihm jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, daß dies nicht etwa vertonte Gedichte sind. Kloot haben sich mit ihrem eigenwilligen Ansatz - Trio mit akustischen Instrumenten, aber ohne Folk - eine interessante Nische erspielt. Dadurch sah sich der NME genötigt, die Jungs an die Spitze des selbstkreierten "New Acosutic Movements" zu hieven. Dabei ist der Grund für diese Handlungsweise recht banal: "Mit einer akustischen Gitarre zu spielen hatte einfach finanzielle Gründe. Das war das, was wir uns leisten konnten. Johnny hat z.B. bis heute keine eigene Gitarre, sondern spielt auf meiner."

Was Kloot in dieser Situation half, war der Zufall: Auf dem Kleinst-Label Ugly Man brachten sie eine selbst erzeugte Scheibe heraus, die sich dann jemand von Wall Of Sound KAUFTE, woraufhin man der Band eine Zusammenarbeit vorschlug. Das hört sich ja an, wie ein Märchen aus der Rock-Welt. "Ja, wir hatten ziemliches Glück und dafür bin ich auch dankbar", freut sich Pete, "unser Label läßt uns alle Freiheiten, läßt uns das Artwork bestimmen - die Gemälde auf dem Cover sind von einem Freund - und ermöglicht uns z.B. Gigs auf Booten und in Kirchen." Die Debut-Scheibe, "Natural History", wurde zum Teil auch in einer mittelalterlichen Kirche auf der schottischen Insel Mull aufgenommen. Was nichts mit Religion zu tun hat. "Konzerte in Clubs sind langweilig und vorhersehbar", sagt Pete, "wir suchen nach Möglichkeiten, dem Publikum etwas besonderes zu bieten. Außerdem ist der Klang in einer Kirche schon etwas ganz besonderes. Der Raum, den Du auf der Scheibe hörst, ist ein echter Raum." Was Kloot wichtig ist. Die Jungs spielen live zusammen und reagieren dann aufeinander. So entstehen beinahe verspielte, vielseitige Arrangements - nicht zuletzt aufgrund Drummer Andy's vielseitigem Stil. "Er ist der einzige, den ich kenne, der die Drums wirklich wie ein Musikinstrument einsetzt", lobt Pete. "Unsere Haupt-Einflußquelle sind wir selbst", bringt Pete das auf den Punkt, "was wir mit unserer Produktion erreichen wollten, war so eine Art Phil Spector-Feeling."

Wobei Pete dann Schwierigkeiten hat, das genau auszuführen, denn Phil Spector assoziiert man ja gemeinhin mit "Wall Of Sound", den es bei Kloot ja nun nicht unbedingt hat. Schließlich einigen wir uns auf das "Raumgefühl" als verbindendes Element. "Musik muß atmen können", nennt es Pete. Bleibt die Frage, warum die Scheibe "Natural History" heißt. "Zum Einen weiß Johnny wirklich ziemlich viel über die Natur", beschreibt Pete das, "er macht sich z.B. immer einen Spaß daraus, mit dem Publikum Tierstimmenraten zu spielen. Andererseits ist die Geschichte unserer Band in den 18 Monaten, die wir zusammen sind, ziemlich organisch - eben natürlich - abgelaufen." Gut. Jetzt gilt es also nur noch, geeignete Boote oder Kirchen für eine Tour zu finden...

Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Lawrence Watson-
I Am Kloot
Aktueller Tonträger:
Natural History
(Labels/Virgin/Virgin)
 

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