22.10.2004 http://www.gaesteliste.de/texte/show.html?_nr=879 |
|
DIE GRÄTENKINDER |
|
Jenseits von Harxbüttel |
|
Manche Bands gefallen einem ja schon aufgrund des Namens. So auch die Grätenkinder, die nun ihr zweites Album herausbringen. Es nennt sich "Serviervorschlag" und erscheint auf dem renommierten Kölner Label Tumbleweed. Aufgenommen wurde das Ganze in den Berliner Radio Buellebrueck Studios unter der Regie von Tobias Siebert, wo auch schon Samba, Virginia Jetzt! oder Delbo zugange waren. Herausgekommen ist ein Album, das die Grätenkinder in die erste Liga des deutschsprachigen Indiepops katapultieren dürfte. Und weil wir endlich mal wissen wollten was Schnarrock ist, baten wir die Band zum Interview.
|
|
Was ist eigentlich "Schnarrrock"?
F.C.C.: Für's Herz bedeutet Schnarrrock: Das Glück hört nie auf. Für den Kopf bedeutet Schnarrrock: Der Kopf längst in der Dusche und der Arsch schon auf dem Klo. Für Musik bedeutet Schnarrrock: Eine Beleidigung für Rockprofis und auf der politischen Ebene ist Schnarrrock eine antifaschistische Aktion. "Serviervorschlag" erscheint beim renommierten Kölner Label Tumbleweed. Wie kam der Kontakt zustande?
J.: Ich habe Michael von Tumbleweed über grafzahl kennengelernt. Wir waren einige Male in Köln unterwegs (er ist übrigens sehr trinkfest).
J.: Die Zusammenarbeit mit Tobi war großartig, ich will da wieder hin. Ich glaube Delbo ist die freundlichste Band der Welt.
C.: Findest du? Ich finde gar nicht, dass das so ähnlich klingt. Aber ich habe grafzahl sehr gern und es kann natürlich gut sein, dass man das in einigen Texten wiederfindet. Beim Schreiben vom "Kein Would im If-Satz"-Text ging mir zum Beispiel die ganze Zeit die Zeile "kann nicht schlafen, bin schon wieder aufgewacht" von grafzahls "Honigbienenmann" im Kopf herum. Und deshalb reimen sich darauf jetzt zwei Zeilen bei "Kein Would im If-Satz", die auch vom nicht schlafen können handeln. Die Frage nach den musikalischen Wurzeln ist schwierig, weil wir alle sehr viel unterschiedliche Musik hören. Wir haben schon eine breite Schnittmenge irgendwo um Punk- und Indierock, aber das ist noch lange nicht alles. Momentan wird wieder sehr kontrovers übers Deutsch singen diskutiert. Stand Englisch für euch jemals zur Debatte?
C.: Es ist keine bewusste Entscheidung, deutschsprachige Texte zu machen. Das kommt automatisch. Ich finde es merkwürdig, wenn jemand krampfhaft versucht, englisch zu singen, obwohl man genau merkt wie sehr holprig das klingt. Andererseits ist es meiner Meinung nach auch absoluter Quatsch, Deutsch-Quoten im Radio einzuführen oder so. Und wirklich bedenklich wird es, wenn Bands sich vor diesen "Deutschland ist wieder wer!"-Karren spannen oder spannen lassen. Da halten wir es lieber mit den Sternen und ihrem "Ich scheiß auf deutsche Texte", oder dem guten alten "Halt's Maul Deutschland!" der Kolossalen Jugend.
H.: Anne spielt schon seit der ersten Probe Orgel. Das ist also total oldschool. Es ist lustig, dass du das jetzt modern interpretierst, denn wir mussten uns auch schon mit Retro-Vorwürfen rumschlagen, weil wir eine alte Vox-Orgel und einen Lesley-Nachbau (beides Baujahr zwischen 1960-80) benutzen.
C.: Das ist genau richtig interpretiert. Die Platte "Left And Leaving" ist meiner Meinung nach das beste Album, das seit der Auflösung der Beatles überhaupt gemacht wurde. Ich bewundere John K. Samsons Texte. Und live sind die Weakerthans einfach unglaublich.
H: Bei wenigen? Manche der Lieder sind schon fast drei Jahre alt und seitdem auf fast allen Konzerten gespielt worden. Die Platte ist ein Überblick über das was sich seit der letzten CD angesammelt hat. Wir schreiben unsere Lieder ja nicht extra für ein Album, sondern immer so nebenbei. Und wenn eins fertig ist kommt es auch gleich ins Liveprogramm. Die Reaktionen reichen meist von euphorisch bis desinteressiert... |
|
Interview: -Carsten Wilhelm-
Foto: -Pressefreigabe- |
Aktueller Tonträger: Serviervorschlag (Tumbleweed Records/Broken Silence) |
Copyright © 2004 Gaesteliste.de Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de |