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18.02.2005
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BLOC PARTY

Vernünftige Menschen

Bloc Party
Sich erst einmal den Ruf einer erstklassigen Live-Band zu erspielen und dazu mit einer Hand voll Singles die erste mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen - das scheint wohl der eingeschlagene und vernünftige Weg von Bloc Party aus England zu sein. Dass die Aufmerksamkeit der Presse - vor allem in ihrer Heimat - dann wieder mal große Wogen schlägt, musste man einerseits vorausahnen, schließlich lieben die britischen Kollegen ihr "Wir haben das nächste große Ding!"-Spiel. Andererseits sind die Vorschusslorbeeren diesmal auch vollkommen berechtigt - das Album "Silent Alarm" ist der hörbare Beweis.

Kele Okereke (Gesang, Gitarre), Russel Lissack (Gitarre), Gordon Moakes (Bass) und Matt Tong (Drums) sind die vier Verantwortlichen für diesen unwiderstehlichen Mix aus aus US-New Wave zwischen CBGB's und Studio 54 über britischen Mitte-80er-Pre-New-Romantics-Pop bis hin zu zeitgeistigen Elementen aus dem Hier und Jetzt. Hinzu kommt noch eine große Portion Charisma, eine Stimme, die manchmal ein wenig Robert Smith erinnert, und ein verdammt cleveres Drumming. Allerdings halten sich Bloc Party in Sachen "Verbreitung von Botschaften per Songtext" doch eher zurück, wie uns Drummer Matt beim Gaesteliste.de-Interview mitteilt: "Was klare Botschaften angeht, sind wir eher vage. Die zu interpretieren ist dann eher dem Hörer überlassen. Aber die Musik sollte schon Dinge vorantreiben, das versuchen wir schon." Sänger Kele ergänzt: "Ich schreibe die Texte und Gordon guckt sie sich an und ergänzt, wenn ihm etwas einfällt. Aber wir sitzen jetzt nicht rum und diskutieren. Das geht mehr instinktiv, Gordon guckt einfach, was er dem Song noch hinzufügen kann. Die Musik ist das wichtigste. Musik bezieht sich immer auf Sachen, die es schonmal gegeben hat, aber wir wollen es frisch kriegen lassen." Was sie zweifelsohne geschafft haben. Dennoch fällt einem evtl. die Zeile "Stop being so American" im Song "Helicopter" auf. Kele: "Diese Zeile erklärt sich doch von selbst. Es geht um die Idee, dass Dinge zu sehr vereinfacht werden, es gibt nicht nur Gut und Böse, nicht nur Richtig und Falsch. In dem Song geht es auch darum, dass die Europäer viel freundlicher sind als die Amerikaner. Auch in Europa gibt es negative Gedanken, aber die behalten die Leute für sich."

Über zwei andere Punkte musste auch noch kurz geredet werden - zunächst: Singles. Kele: "Es war schon eine bewusste Entscheidung, nicht nur ein paar Singles zu schreiben und der Rest des Albums ist ein bisschen Füllmaterial. Wir wollten so variabel wie möglich klingen, denn solche Musik hören wir selber gerne. Viel moderne Musik ist einfach nicht interessant genug und wenn es gute Ideen gibt, wird sie im Radio totgedudelt. Das wollten wir vermeiden." Dann: Angst vor dem zu schnellen Hype. "Ich hätte mehr Angst, wenn ich das Gefühl hätte, wir wären Risikomenschen", meint Kele. "Aber wir haben ein gutes Album gemacht und unsere Herausforderung als Band ist es, mehr zu tun, als nur Songs zu schreiben. Mich interessiert nur, ob andere das genauso spannend finden wie wir." Matt ergänzt: "Wir neigen auch nicht dazu, uns von Dingen so umhauen zu lassen. Das letzte Jahr lief schon besser, als wir alle erwartet hätten. Vieles hat sich verändert, aber wir sind immer noch die gleichen Menschen. Klar ist es großartig, wenn jemand unsere Platte toll findet, aber unsere nächste muss besser werden als die erste. Es ist wichtig, dass dem nichts in die Quere kommt." Kele: "Wir hatten ein Angebot für einen Major-Vertrag. Aber wir haben ihn abgelehnt, weil wir sonst zu sehr unter dem Druck gestanden hätten, schnelle Erfolge zu erzielen. Sie investieren wahnsinnig viel Geld in deine Band, wollen dafür aber auch mehr zu sagen haben; über die Auswahl der Songs, die auf das Album kommen und so weiter." Matt: "Niemand von uns wollte in einer Band spielen, in der man nur als Marionette agieren kann. Aus dem Grund macht doch niemand, der vernünftig ist, Musik!" Ganz so, wie es sein sollte.

Weitere Infos:
www.blocparty.com
www.blocparty.net
de.v2music.com/site/act.asp?ID=101
www.wichita-recordings.com/bands.htm#bloc
Interview: -Laura Scheiter & David Bluhm-
Foto: -Pressefreigaben-
Bloc Party
Aktueller Tonträger:
Silent Alarm
(Wichita Recordings/V2/Rough Trade)
 

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